Video-Radio – Breitband-Testphase beendet

Manfred Kloiber vor dem Mikrofon.

Mit der Breitband²-Ausgabe vom Samstag ist Experiment, eine Radio-Sendung live im Netz zu übertragen, beendet – zumindest vorerst. Wir haben insgesamt sechs einstündige Sendungen vom Breitband² live übertragen und im Youtube-Kanal des Breitband veröffentlicht. Wir wollten ausprobieren, wie viel technischer Aufwand damit verbunden ist, was das für Zuschauer und Hörer bringt und ob der Charakter einer Radio-Sendung sich verändert.

Hier ein kurzes persönliches Fazit.

Der Charakter der Radio-Sendung verändert sich nicht. Das, was ich an Radio so liebe, das uneitle Gespräch ohne Gockel-Zwang, ist weiterhin möglich, auch wenn drei Kameras im Studio stehen. Die Kameras sollten allerdings so klein wie möglich sein und keinen Kamera-Mann/Frau erfordern.

Ich mag die Studio-Optik. Wir haben bewusst keine Bühne, Deko oder dergleichen gebaut, sondern einfach auf unsere schönen Studios vertraut. Ich finde, das hat prima geklappt. Große Mikos, schönes Studio – Radio at work. Mir gefällt das.

Philip Banse hält iPhone in die Kamera und erklärt Slide-to-Unlock-Patent.

Die Möglichkeit, Bilder, Webseiten und dergleichen einzublenden, empfinde ich als große Bereicherung. Wir haben das leider zu wenig genutzt, aber wenn wir es gemacht haben, wie bei der letzten Sendung, hatte es einen echten Mehrwert – ohne, dass Hörer ausgeschlossen wurden oder nicht mehr folgen konnten.

Gerade bei der letzten Sendung hat der Chat wichtige Anregungen gebracht, die vor allem die Gäste aufgegriffen haben. Im Chat, bei Google Plus und auf Twitter gab es Anmerkungen und Kritik, auf die man heute einfach nicht mehr verzichten will. Es entsteht eine Kommunikation, die für jedes Medium heute selbstverständlich sein sollte.

Ja, es sind – abgesehen von Einblendungen – nur Talking Heads in einem Radio-Studio zu sehen. Das muss aber erstens nicht so sein, wenn man etwa von Veranstaltungen etc. sendet. Und zweitens: Niemand muss sich das ansehen. Nach wie vor funktionieren die Sendungen als Audio only und sie verlieren auch nicht ihre Radio-Anmutung. Es gibt aber reichlich Menschen, die sich doch lieber oder zusätzlich das Video ansehen: weil sie Gesichter sehen wollen, weil sie Emotionen sehen wollen, weil sie die Einblendungen sehen wollen, weil die Studiotechnik sehen wollen oder weil sie einfach visuelle Menschen sind. Ich gehe davon aus, dass das Live-Video bei vielen im Hintergrund läuft. Hingeschaut wird nur, wenn es wirklich etwas zu sehen gibt. Und allein für diese Möglichkeit lohnt sich der Live-Stream schon.

Denn der technische Aufwand für einen qualitativ hochwertigen, stabilen und optisch ansprechenden Live-Video-Stream ist gering. Drei Kameras, Live-Schnitt, Streaming, Aufzeichnung, Ton – dank neuer Videotechnik (die ich mir zusammengebaut habe und hier sicher auch noch mal detaillierter beschreiben werde) sind die Hardware-Kosten extrem gesunken. Der Aufbau meines Video-Setups dauert eine gemütliche Stunde, ist aber auch in 30 Min. zu machen. Die Kosten des Streamings erreichen pro Sendung selten den dreistelligen Bereich. Natürlich steigen die Kosten mit der Zuschaueranzahl, aber bei Amazon kosten 500 Zuschauer, die eine Stunde zusehen und 800 kBits erhalten 40-50 Euro.

Video unterstützt auch die Vorstellung von “Radio als Plattform”. An einem zentralen Ort wird Inhalt erstellt, der anschließend auf allen verfügbaren Kanälen verbreitet wird: UKW, mp3-Stream, Podcast, Twitter, Facebook, Hangout. Und eine Bewegtbild-Variante hilft bei der Verbreitung des Inhalts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sascha Pallenberg, einen mp3-Stream auf seiner Seite eingebettet hätte. Der Video-Embed auf MobileGeeks.com hat viele Zuschauer gebracht.

Ich hoffe, es wird weitere Gelegenheiten geben, Video-Radio zu machen.

Mich würde interessieren, wie Ihr das seht.

Breitband² – Urheberrecht und Innovation

Am Samstag spreche ich im Breitband² auf Deutschlandradio Kultur eine Stunde über den Zusammenhang von Urheberrecht und Innovation. Gäste sind Jeanette Hofmann, WZB und Institut für Internet und Gesellschaft, sowie Autor Matthias Spielkamp, iRights.info.
Wir werden nicht über Acta, das Leistungsschutzrecht und Netz-Sperren sprechen, sondern der Frage nachgehen, ob und wie das geltende Urheberrecht Innovation behindert. Warum gibt es kein Spotify für Filme? Hätte Google Books in Deutschland entstehen können? Inwiefern wird Open Access durch geltendes Recht ausgebremst? Wie wirkt sich das geltenden Urheberrecht auf kolaborative Arbeiten mit ungezählten Urhebern aus? Wir gehen auch der Frage nach, was Urheberrecht eigentlich bewirken soll und was diskutierte Alternativ-Modelle verbessern würden. Thema ist sicher auch, wie man eigentlich nicht eingetretene Innovation wissenschaftlich misst.

Fragen gern hier in den Kommentaren, an @philipbanse oder während der Sendung per facebook.com/Breitband oder Twitter.

Breitband² – Grundversorgung und Internet

Am Samstag, 9.6.12, habe ich mit Stefan Niggemeier und Volker Grassmuck (WP) im Deutschlandradio/dctp.tv-Talk Breitband² darüber gesprochen, wie öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Internet-Zeitalter aussehen könnte. Nach der Sendung war ich erst etwas unzufrieden, weil ich das Gefühl hatte, wegen unkoordinierter Fragerei nicht viel weiter gekommen zu sein. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dass doch etwas herum gekommen ist. Na, schaut selbst.

Links, Infos und weitere Töne gibt es beim Breitband.

Podcast-Feed (mp3) mit den kompletten Breitband-Sendungen.

Auf der Republica 2012

Morgen geht die Republica los und werde da auch ein bisschen was machen.

Session: “Blogger im Gespräch”, 3. Mai, 16.15, Saal 2

Wie im vergangenen Jahr werde ich wieder vier Netzpublizisten in ein Gespräch verwickeln, die im zurückliegenden Jahr etwas Bemerkenswertes gemacht haben. Ich bin froh ein paar echt tolle Gäste zusammen bekommen zu haben:

Frank Westphal feierte 2011 das Comeback von Rivva.de
Debora Weber-Wulff hat mit Hilfe vieler anderer im Rahmen von VroniPlag einige akademische Titel pulverisiert.
Raul Krauthausen hat Wheelmap.org an den Start gebracht und
Matthias Bauer hat O2 auf Trab gebracht mit Wir-sind-Einzelfall.de.

dctp.tv

An den ersten beiden Tagen mache ich für dctp.tv wieder Interviews mit einigen Speakern. Dank meiner neuen Multimedia-Maschine (die ich hier bei Gelegenheit mal ausführlich beschreiben werde) sollten die Videos schnell online sein bei dctp.tv und auf re-publica.de. Ausserdem gibt es in den Playern oben einen Live-Stream (Flash und http) von unserem Set mit allen Interviews und dem ganzen Kram dazwischen.

Deutschlandradio Kultur / Breitband Quadrat

Am Freitag – wahrscheinlich gegen 14 Uhr – zeichnen wir auf der Republica eine Ausgabe Breitband Quadrat auf, die dann am Samstag um 14.05 per UKW raus geht. Auch diese Sendung wird über den obigen Kanal live übertragen.

Ich hoffe, es klappt alles. Wir sitzen wahrscheinlich in der großen Haupthalle. Schaut gern vorbei, wenn Ihr Lust habt.

Breitband Quadrat: Innovationen im Journalismus

Hier das Video von der “Breitband”-Sendung im Deutschlandradio-Kultur vm 31.3.12. Ich habe mich unterhalten mit Wolfgang Blau (Chef von Zeit Online), Ulrike Langer (Vocer.org) und Georg Konjovic (bei Axel Springer zuständig für Paid Content) über die Zukunft des Journalismus und wie er zu bezahlen ist.

Die Sendung wurde als Video live gestreamt von dctp.tv. Warum Video? Es ist mal wieder ein Experiment. Ich will mir das Werkzeug “Live-Video mit mehreren Kameras und kompakter Technik” aneignen, damit ich es einsetzen kann, wen etwas wirklich nach Bild schreit. Manche Leute schauen auch jetzt schon gern beim Radiomachen zu und wer es nicht möchte, muss ja nicht. Es ist eine Option. Radio und Podcast bleiben vom Video ja unberührt. Ausserdem wollen wir im Video bei der nächsten Sendung auch Webseiten einblenden, über die wir reden, vielleicht den Chat, mal sehen. Wenn Ihr noch Ideen und Vorschläge habt, nur her damit.

Hacker-Interviews für dctp.tv

Ich habe mit dctp.tv eine neue Interview-Reihe gestartet. Nach den Bloggern zerren wir jetzt Hacker vor die Kamera. Den Anfang machen Harald Welte, Thorsten “ths” Schröder, Pavel Mayer und Andreas Bogk.

Zwei der Interviews, in denen wir auf Anonymus zu sprechen kamen, gibt es auch bei Spiegel.tv zu sehen.

Die Interviews sollen wie gesagt der Anfang von mehreren Interviews sein. Mein Anliegen ist, Hacker und Hacken in von möglichst vielen Seiten zu beleuchten: technisch, kulturell, politisch. Wenn Euch Hacker einfallen, die Ihr gern mal sehen/hören würdet, bitte einfach einen Kommentar hinterlassen.

Wir haben diese Interviews erstmals bei mir im Studio aufgenommen: drei Kameras, live geschnitten. Leider waren die Leih-Mikros nicht ganz optimal, so dass der Ton – mal wieder – Luft nach oben bietet. Aber ich werde mir solche Mirkos mal kaufen, dann wird auch das sicher besser.

FAQ: Ist dctp.tv wirklich Flash?
Antwort: Ja. Ich würde es auch gern öndern, aber die haben ihre Gründe.

FAQ: Kann man die Interviews nicht auf Apple-Geräten sehen?!
Antwort: Doch. iOS-Geräte bekommen eine eine Flash-freie-Webseite geliefert: http://dctp.tv

FAQ: Gibt es eine Audio-Version?
Antwort: Bisher nicht. Ich spreche das an.

FAQ: Gibt es einen Podcast?
Antwort: Bisher nicht. Ich spreche das an.

http://www.dctp.tv/filme/abhoeren-fuer-alle_harald-welte/

http://www.dctp.tv/filme/bundestrojaner-spur_thorsten-schroeder/

http://www.dctp.tv/filme/hacker-im-parlamet_pavel-mayer/

http://www.dctp.tv/filme/alte-schule_andreas-bogk/

Breitband im Dradio mit Live-Video

Hier ist der http-Livestream für iOS-Geräte.

Das Breitband im Deutschlandradio Kultur experimentiert mit einem neunen Format: Breitband im Quadrat. Samstag spreche ich 14-15 Uhr live mit Johnny Haeusler von Spreeblick und Wolfgang Michal von Carta.info über die Wechselwirkungen von On- und Offline-Medien bei der Diskussion um ACTA und Christian Wulff. Ich schleppe meine Video-Sachen mit ins Studio 3 und alles wird live mit drei Kameras von dctp.tv gestreamt.

Einen Chat gibt es hier.

UPDATE: Die Aufzeichnung der Sendung und alle Links gibt es jetzt hier.

Piratenparteitag, Tag 2 und Schluss

Für den Deutschlandfunk habe ich den Bundesparteitag der Piraten in Offenbach kommentiert:

Die Piraten sind eine Internet-Partei voller Politamateure, die sich eher heute als morgen selbst zerstört. Diese Hoffnung mancher Kritiker hat sich seit dem Wochenende endgültig erledigt. Die Partei lebt und gedeiht. Sie diskutiert und wird, wenn sie keine Fehler macht, in zwei Jahren in den Bundestag einziehen. Dafür wurden in Offenbach die Grundlagen gelegt.

Urheberrecht, Transparenz und Internetfreiheit – die klassischen Piraten-Themen haben beim Parteitag kaum eine Rolle gespielt. Die Piraten haben in Offenbach thematisch aufgerüstet und ihren Anspruch bekräftigt, auf alle gesellschaftlichen Fragen Antworten zu suchen: Die Piraten fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen, eine monatliche Zahlung also an jeden Bürger – ohne Gegenleistung. Sie haben ihre Vorstellungen konkretisiert, wie Kirche und Staat getrennt werden sollen, ohne Religionen zu unterdrücken; die Piratenpartei hat sich für ein demokratischeres Europa ausgesprochen und den Rahmen formuliert für eine liberalere Drogenpolitik: Weniger Repression, so der Tenor, mehr Aufklärung und kontrollierte Erwerbsstrukturen – welche Drogen legalisiert werden sollen, bleibt offen.

Viele Fragen sind also noch offen, viele Postionen noch schwammig, viele Rechnungen noch nicht gemacht. Obgleich die Piraten zahlreiche Politikfelder noch nicht beackern, müssen nach Offenbach auch Skeptiker eingestehen: Das Glas ist nicht mehr halbleer, sondern halbvoll – und der Pegel steigt. Wo aber sortieren sich die thematisch aufgerüsteten Piraten in das bundesdeutsche Parteienspektrum ein? Bekenntnisse zu einer regulierten Marktwirtschaft, zur freien Entfaltung des Einzelnen kombiniert mit einem bedingungslosen Grundeinkommen verdienen am ehesten das Prädikat sozial-liberal. Doch dieses Etikett interessiert in der Partei niemanden – und zwar nicht nur, weil man im Internet nicht rechts oder links von irgendwas sitzen kann. Sie wollen die beste Lösung finden, scheuen keine Allianzen mit demokratischen Parteien – und spiegeln damit die Realität wider, dass auch die treuesten Stammwähler sich nicht mehr zu 100 Prozent mit ihrem jeweiligen Parteiprogramm identifizieren und bei jeder Wahl auch die Partei wechseln.

Das größte Pfund der Piraten ist nicht ihr Programm, sonder ihre politische Kultur, die Art, wie sie Meinungen sucht, diskutiert und Entscheidungen fällt. 7000 neue Mitglieder hat die Partei in den letzten drei Monaten dazu gewonnen – in keiner deutschen Partei hätten diese Neulinge so schnell und umfassend am Grundsatzprogramm mitarbeiten können. 340 Anträge auf knapp 900 Seiten, das war der Rohmaterial dieses Parteitags, formuliert, zusammengetragen und verbessert von allen Parteimitgliedern, die sich berufen fühlten. Die populärsten Anträge wurden transparent ermittelt und in der Stadthalle diskutiert – engagiert, ausführlich und sehr diszipliniert. Das ist umso bemerkenswerter, als die inhaltlichen Differenzen zwischen den 1300 Piraten erheblich sind. Doch mit ihren internetbasierten Diskussions- und Abstimmungswerkzeugen können die Piraten Transparenz erzeugen, die befriedet. Das ist Basisdemokratie, wie sie die Grünen nie haben organisieren können. Die Inhalte der Piraten werden SPD, CDU und Grüne kopieren – und das ist bei vielen Piraten sogar erwünscht. Ihre politische Kultur aber kann sich die Konkurrenz nicht einfach ins Programm schreiben. Sie verleiht den Piraten ein Selbsterneuerungskraft, die dazu führen wird, dass sie das Parteiensystem stärker verändern werden, als das Parteiensystem die Piraten verändert.

Die politische Kultur der Piraten verleiht ihnen auch die erstaunliche Fähigkeit, ohne echten Vorsitzenden zu gedeihen. Parteichef Sebastian Nerz versteht sich als Verwalter einer bürokratischen Infrastruktur, der möglichst keine Fehler machen will. Inhaltliche Inspiration ist vom Piratenchef nicht zu erwarten. Auf dem Parteitag hat er sich nur zu Wort gemeldet, wenn es sich wirklich nicht mehr vermeiden lies. Nicht mal in die Debatte ums bedingungslose Grundeinkommen mischte er sich ein, obwohl ihm die Richtung nicht behagte. Hunderte Basispiraten haben in den Diskussionen mehr politisches Herzblut bewiesen, als ihr Kapitän. Die Piraten brauchen keinen Basta-Chef, der rumbrüllt. Aber eine Führungsfigur, die durch Auftreten und Argumente mehr überzeugt als der Durchschnittspirat, kann nicht schaden. Eine solche Führungsfigur könnte vielmehr die entscheidende Brise bewirken, die die Piratenpartei 2013 in den Bundestag pustet.