Versöhnungskommission für den Irak

Ein Gespräch mit dem irakischen Kulturminister Mufid Mohammed Jawad al-Jaza’iri.

Berliner Zeitung, 21. Mai 2004

Viele Iraker kehren aus dem Exil zurück und stoßen auf alte Kader. Sie waren während der letzten zehn Jahre des Saddam-Regimes Chefredakteur der kommunistischen Parteizeitung im irakischen Kurdistan. Nach ihrem Amtsantritt als Kulturminister haben Sie Mitglieder der Baath-Partei mit einem bestimmten Rang aus ihrem Ministerium entlassen. Wie können alte und neue Eliten zusammenarbeiten?

Mufid Mohammed Jawad al-Jaza’iri: Wir sprechen viel über Versöhnung. Aber wir müssen klären, mit wem wir uns versöhnen wollen. Sicher nicht mit den Leuten des alten Regimes. Diejenigen, die für Verbrechen verantwortlich waren, die aktiv und wichtig waren im diktatorischen Regime, diejenigen, die das kulturelle Leben nach den Vorgaben es Diktators deformiert haben, mit ihnen ist ein Neuanfang unmöglich. Diese Menschen können keine führenden Positionen mehr einnehmen. Wir wollen Freiheit, eine freie Kultur, eine freie Atmosphäre.

Braucht der Irak eine Versöhnungskommission?

Wir sind dabei, das zu organisieren. Wir versuchen, die Erfahrungen aus Südafrika, Mozambique und Malawi zu nutzen. Das ganze Volk braucht diesen Reinigungsprozess. Denn wir haben Hunderttausende Menschen, die Mitglieder der Baath-Partei waren. Viele wurden gezwungen, viele von denen haben nie etwas Böses getan. Für diese Menschen sollte die Tür offen stehen. Ich denke, dass dieser Prozess vor allem unter Intellektuellen beginnen sollte. Gute Erfahrungen hier würden den Prozess im ganzen Land beeinflussen.

Wann soll diese Kommission ihre Arbeit beginnen?

Bisher haben wir weder eine Kommission noch einen Namen für sie. Vor zwei Wochen hatte ich ein Treffen mit der Journalisten-Union in Bagdad und habe sie und frühere Mitglieder der Baath-Partei zum Dialog eingeladen und gesagt, dass wir anfangen sollten.

Sind die Menschen in Bagdad überhaupt an Kultur interessiert?

Die Leute sind sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Aber es ist zu sehen, dass diejenigen, die bereits etwas mehr verdienen, offen sind für Kultur, nach Büchern suchen und ins Kino gehen. Kultur ist aber nicht nur wichtig, um das Leben zu normalisieren. Wir müssen auch den Geist der Menschen wieder aktivieren, der vom Regime deformiert worden war. Es gibt einen tiefen Graben zwischen den Irakern und kulturellen Gütern. Das Regime des Saddam Hussein hat die Menschen von der Kultur entfremdet. Es hieß, gebildete Leute sind gefährlich. Es war besser, die Menschen von Kultur fern zu halten, um sie besser manipulieren und benutzen zu können. Bei Büchern und Publikationen zum Beispiel brauchen wir eine wahre Revolution. Wir brauchen große Publikationen, um die Menschen wieder für kulturelle Güter zu begeistern, um das Buch zu rehabilitieren und eine neue Freundschaft aufzubauen zwischen Mensch und Buch.

Wie viele Menschen arbeiten in ihrem Ministerium?

Etwas mehr als 3 000.

Das ist viel.

Ich bin glücklich, wenn die Hälfte von ihnen arbeitet. Viele kommen nur zwei Tage die Woche. Zum einen sind viele Gebäude zerstört, zum anderen fehlt das Geld, um sie zu bezahlen.

Wie hoch ist das Budget des Ministeriums?

Um das Ministerium zu führen und kulturelle Aktivitäten zu finanzieren haben wir nicht mehr als zwei Millionen Dollar pro Jahr.

Reicht das?

Natürlich nicht.

Das International Council on Monuments and Sites sagt, nicht der Zustand der Museen im Irak sei das Problem. Die eigentliche Kulturkatastrophe spiele sich in den archäologischen Stätten des Irak ab. Plünderer ruinieren die mehr als 3 000 Jahre alten Fundstätten mit Bulldozern. Wie können Sie diese Stätten schützen?

Diese Stätten sind ohne Schutz und die Räuber geben ihr bestes. Aber wir trainieren jetzt Einheiten, um die Stätten zu schützen. Wir brauchen noch zwei, maximal drei Monate, dann sollten die Einheiten einsatzbereit sein.

Wie viele Mitglieder werden diese Einheiten haben?

Zwischen 1000 und 1500. Alles Iraker. Sie werden in der Nähe der Stätten postiert und enge Kontakte zur Polizei haben, denn 1500 Aufpasser sind zu wenig. italienische Carabinieri werden uns helfen, die haben viel Erfahrung mit so etwas.

Wie viel verdienen die Aufpasser im Monat?

60 bis 70 Dollar im Monat.

Die Plünderer haben nicht mal ihre Arbeit unterbrochen, als Unesco-Vertreter sie beobachteten. Außerdem verdienen sie viel Geld und können ihre Aufpasser leicht bestechen.

Ja, das ist richtig. Aber wir können nicht mehr machen, also solche Einheiten zu gründen. Und mehr zahlen können wir nicht.

Zittau erwacht nur langsam

Tag zwei in Zittau. Im sonnigen Garten des Dresdner Hofes. “Soll ich Ihnen einen Tisch bringen?” fragt die Wirtin. Ja bitte. Schatten spendet zur Not die Trauerweide. Zeitungslektüre …

Drei Tage vor dem Ende der Ordnung von Jalta ist in der Sächsische Zeitung davon nichts zu lesen. 100 Helfer seien am Samstag bei der “EU-Party” im Einsatz, um die vielen Autos einzuweisen. “Wenn alles voll ist, riegeln wir ab”, sagt Jana, 18. Nachher Treffen mit dem Leiter des Zollübergangs Chopinstraße. Mal sehen, ob von dem etwas mehr zu erfahren ist. Später mehr. Andreas beschwert sich, dass man sich für Kommentare anmelden muss. Sieht das noch jemand so?

Hier seine ergänzenden Informationen:
“ich war ja am vergangenen donnerstag auf dieser demografie-pk. dort sagte einer der forscher, das einzig gute an den aussterbenden landkreisen sei, dass die natur wieder eine chance habe. so haben sich in der lausitz wieder zwei rudel wölfe, eingewandert aus polen, angesiedelt. mit stabilen populationen – im gegensatz zu den humanoiden der gegend.”

Der RIAS in den 50er Jahren

Anläßlich des 50. Jahrestages des 17. Juni 1953 sendete das DeutschlandRadio Berlin eine Live-Show, die die Ereignisse um den Arbeiteraufstand in der DDR thematisierte. Ich habe dazu ein Feature über das Radio im amerikanscihen Sektor (RIAS) gemacht. Die berühmten Töne von den “Schüssen am Potsdamer Platz” kommen nicht darin vor, weil sie bereits für Show verwendet wurden.

Download: Eine Stimme der Freiheit. Der RIAS in den 50er Jahren DeutschlandRadio Berlin, 11. Juni 2003 (24´06 / MP3 / 22050 Hz / 16 bit / 11,4 MB)