Tag03 – Jarocin

Viel Regen heute. Gute Kleidung. Haben wieder standesgemaesse Unterkunft gefunden. Wir haben unsere Raeder an einen Panzer geschlossen, der im Hotelgarten steht und fuer ein StarWars-Museum Werbung macht. Viel reden tun wir hier nicht mit den Leuten, einfach weil Polnisch das einzige Medium ist und da hoerts bei uns halt schon auf. Ein Mann vorm Schnapsladen fragte, wo wir hin wollen. Odessa? “Mama mia. I am sorry.”

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Tag02 – Wolsztyn

Gestern wars wieder windig und wir haben die Grenzen unserer Open-Street-Map-Navigation getestet. Am Ende haben wir die Räder durch den Wald geschoben und die Autobahn auf einer riesigen Wildwechsel-Brücke überquert. Es gibt hier offenbar fünf Arten von Straßen: Autobahnen ohne Fahrrad-Option, ausgebaute Fernstraßen mit Randstreifen, die die Hauptlast des LKW-Verkehrs tragen, alte Alleen mit Fransen, noch ältere Kopfsteinstraßen und Waldwege aus Sand und Matsch. Die lokalen Autos fahren auf jeder dieser Straßen ungefähr gleich schnell.

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Rei hat ein schönes Hotel raus gesucht, Mit Spa, Frühstück und Stand für 23 Euro pro Person.
Beim Spaziergang im Park unseres Hotels googelt Rei nach “Essen in Wolsztyn” und wir landen im Pamarowo, angeblich das beste Haus am Platz, ein holziges Kneipen-Restaurant mit vielen geschmiegten Teenagern, einer bunt gekleideten Geburtstagsrunde und wir schauen uns an und denken: Brandenburg. Die einzige sichtbare Deko sind amerikanische Nummernschilder.

Auf dem Marktplatz hat die Stadt 15 Tafeln aufgestellt, die mit farbigen Fotos festhalten, was die nunmehr zehnjährige Mitgliedschaft Polens in der EU für Stadt und Gemeinde Wolsztyn gebracht hat: eine neue Weitsprunggrube, neue Straßen und Wege, ein Schwimmbad mit super langer Fun-Rutsche sowie Klärwerke und Müllrecycling. Zwei mittelalte Damen in Freitagabend-Montur schreiten die Fototafeln ab, diskutieren angeregt und schlecken zwei Mikrofon-große Softeis.

Die beiden stehen zufällig wieder neben uns, als wir im Schaufester eines Maklerbüros die Anzeige lesen, dass eine verfallene Villa mit 5000m2 Grund hier in der Gegend etwa 180.000 Euro kosten soll. Wir versuchen jedoch nicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen; das könnte denen wohl so passen. Von wegen Zufall.

Rei sagt, hier irgendwo muss nach dem Ersten Weltkrieg die Ostgrenze des Deutschen Reichs verlaufen sein. Rei hat eine zeitlang intensiv die Wikipedia gelesen. Sein Lieblingsartikel

Jetzt gehts nach Jarocin.

Tag01 – Rzepin

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Ein Specht schaute aus seinem Baum auf uns herab und ein paar Lachsstreifen ertranken in Sahnesauce – es ist nicht wirklich viel passiert heute, aber es hat echt Spaß gemacht. 126 Kilometer mit Gegenwind haben uns viel abverlangt, aber wir sind Odessa 126 Kilometer näher gekommen.  Rei schreibt auch noch ein paar Worte.

Die Farben im Zimmer sind lila-braun-orange-grau. Phil lässt sich ein Bad ein. Wir haben das große Eckzimmer genommen und lümmeln uns fertig auf schrill bezogenen Sofas. Das bunte Bild über dem Bett zeigt nackte Wesen, darüber breitet sich ein künstlicher Sternenhimmel aus kleinen Lichtern aus. Der hellblaue Helm liegt auf dem Schreibtisch, das eine Bier ist leer, mehr wollen wir nicht trinken heute. Die durchgeschwitzten Sachen sind vor einem der Fenster ausgebreitet, das wir geöffnet haben. Draußen gähnt eine vergammelte Kleinstadt vor sich hin. Am besten heute gefielen mir die einsamen Waldwege im östlichen Brandenburg; mehrfach sprangen Rehe an uns vorbei, große, hellbraune Tiere, zwischen den Kiefern verschwindend. Wald und Wasser und dann irgendwann die Oder, ein träger, halb schlafender, in die Landschaft  gekuschelter Fluss. Die letzten zehn Kilometer waren am härtesten, das hat uns fast das Genick gebrochen. Aber jetzt ist alles gut, das Gesicht fühlt sich heiß an, die Ohren besonders. Zeit schlafen zu gehen und draußen ist noch hell. Morgen geht’s weiter.

Donnerstag radle ich nach Odessa (Update: Apps)

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Ich und mein Freund Reimund fahren mit dem Rad von Pankow nach Odessa. Je nach Route sind das zwischen 1600 und 2000 Kilometer. Am Donnerstag geht´s los, am 6. Juni geht der Flieger aus Odessa zurück nach Berlin. Wir müssen also rund 100 Kilometer am Tag fahren. Das scheint machbar, vor allem, wenn wir wirklich morgens gegen 8 los kommen. Dann haben wir die ersten 50 km bis mittags und die zweite Hälfte des Tages für den Rest. Wir nehmen weder Zelt, noch Schlafsack mit, sondern vertrauen auf Pensions-Dichte und Gastfreundschaft.

Warum?
Vor etwa einem Jahr sprach mir Rei auf den AB und sagte, er hätte jetzt etwas mehr Zeit, ob wir nicht mit dem Rad nach Odessa fahren wollen. Ich habe schon viel Zeit in der ex-UdSSR verbracht und hatte eigentlich beschlossen, mal andere Ecken der Welt zu besichtigen. Aber in Odessa war ich noch nicht. Außerdem führt die Route ja zu 90 Prozent durch Polen, Rumänien, Moldawien und eventuell Transnistrien – alles mir weitgehend unbekannte Landstriche.

Eigentlich wollten wir schon im vergangen Herbst fahren, da kam aber was dazwischen, so dass wir die Tour auf den 15. Mai 2014 geschoben haben. Dass die Ukraine da am Rand eines Bürgerkriegs stehen würde, war nicht abzusehen.

Wir fahren trotzdem los. Zum einen führt ja nur ein Bruchteil der Fahrt durch die Ukraine, noch dazu durch die bis dato friedliche Westukraine. Sollte die letzte Etappe nach Odessa uns dann doch zu unsicher vorkommen, finden wir einen anderen Weg zurück.

Route
Die Routenplanung macht Rei, aber sie wird gaaaanz ungefähr so sein:

Updates
Ich werde hier im Blog ein paar Fotos und Eindrücke von unterwegs posten. Kann mir gut vorstellen, dass auch das eine oder andere Küchenradio abfällt – speziell, wenn wir nach Odessa kommen.

Technik
Ich habe lange überlegt, ob ich ein dediziertes Navi oder mein iPhone 5S nehmen soll. Fürs Navi sprechen vor allem Robustheit und Akkulaufzeit. Dagegen: Ich habe keins und will eigentlich keine 200/300 Euro ausgeben für ein Teil, das ich ziemlich sicher nie wieder verwenden werde. Außerdem traue ich den Anbietern in Sachen Karten-Material nicht über den Weg. Verlasse mich also auf mein iPhone.

Navigation
In meinen lückenhaften Tests habe ich mit Naviki die besten Erfahrungen gemacht, das auf Open Street Map setzt und die gefahrenen Routen seiner Nutzer angeblich in die Berechnung der besten Fahrradrouten einbezieht. Die iOS-App hat zwar einige UI-Schwächen (aktueller Standort und zu fahrende Route könnten deutlicher markiert sein), aber unterm Strich ist die App ok – auch weil wir ja nicht alle 2 Minuten abbiegen werden.

(Update) In den Kommentaren wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass Offline-Karten wichtig sind, falls das Netz wegbricht. Die Android- und iOS-Apps der Google Maps haben seit kurzem einen Offline-Modus (einfach rechts oben aufs Profil klicken und runter scrollen). Der gespeicherte Kartenausschnitt ist zwar sehr detailliert zoombar, aber Google erlaubt keine sehr grossen Ausschnitte wie etwa komplette Länder. Daher noch ForeverMap 2, eine Offline-Karten-App, die gut aussieht, Open Street Map nutzt und den Download ganzer Laender zulaesst. Dazu gibt es noch rudimentäre Reiseimformationen und Points-of-Interest-Suche. Damit werde ich jetzt mal ins Rennen gehen. (/Update)

Stromversorgung
Mit Navigation, eingeschaltetem Display und Podcast-Hören hält das iPhone nicht mal bis Mittag. Eiserne Reserve ist schon länger mein Astro E5 von Anker, mit dem ich das iPhone sicher fünf, sechs Mal komplett aufladen kann.

Weil man ja aber heutzutage so schöne Nabendynamos hat, habe ich noch in eine Luxos U investiert, eine monsterhelle Lampe, die auch einen USB-Port am Lenker versorgt, an dem ich das iPhone aufladen kann. Schließe ich das iPhone da an, kann ich bei eingeschaltetem Display navigieren und Podcasts hören, ohne dass sich der Akku des iPhones entlädt.

Halterung
Habe mir diese Smartphone-Halterung besorgt. Ich muss zwar am unteren Rand ein Loch fürs Ladekabel rein schneiden, aber dafür ist das Ding nicht so teuer, hält das iPhone auch durch die Folie bedienbar, schützt gegen Regen und ist mit einem Griff abmontiert.

Internet
Ich muss noch mal schauen, was mein Telekom-Vertrag in Sachen Daten-Versorgung noch so für Überraschungen bereit hält, aber auf den ersten Blick habe ich da 10 x 50 MB pro Woche. 7 MB/Tag. Was soll das sein? Werde mir daher eher eine SIM im Reiseland besorgen. Wenn Ihr da Tipps für Polen, Rumänien, Moldawien und Ukraine habt, her damit.

Freue mich auf die Fahrt und Euer Feedback.

Republica 2014

Puh, das waren volle drei Tage. Bin noch ganz platt und muss erstmal alles sacken lassen. Wie immer habe ich nicht so furchtbar viele Talks sehen können (s.u.), hatte aber Gelegenheit, selbst einen zu moderieren: “Lohnt sich Online-Journalismus noch?” Mit Sascha Pallenberg, Richard Gutjahr und Claudia Heydolph

Den Rest der Zeit saß ich eigentlich am Durchgang zu Saal 1 neben dem Klo und habe für dctp.tv mit vielen Leuten gesprochen: Die Yes-Men etwa plaudern über Medien-Hacktivismus, Stefan Niggemeier verrät etwas über ein Magazin, für das er mit Kollegen kommende Woche das Crowdfunding startet und Ron Deibert spricht über düstere Nebenwirkungen der Snowden-Enthüllungen.
Die Playlist wird sich heute im Laufe des Tages mit allen Interviews füllen, die wir für die dctp auf der Republica 2014 produziert haben.

Ich habe mich sehr gefreut über die vielen Podcast-Hörer, die am dctp-Stand vorbei kamen, mal Hallo gesagt und zum Teil auch Bar-Spenden überreicht haben. 1000 Dank für die Unterstützung, das Feedback und die netten Gespräche. Wir hören uns.

Heise-Show: CeBIT 2014 Tag 4

Jürgen Kuri und ich ziehen Bilanz des vierten Messetages und sprechen unter anderem mit dem stellvertretenden c’t-Chefredakteur Georg Schnurer über Heimautomation, neudeutsch inzwischen ja gerne “Smart Home” genannt. Die ersten Sekunden der Sendung fehlen leider.

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