Donnerstag radle ich nach Odessa (Update: Apps)

bike

Ich und mein Freund Reimund fahren mit dem Rad von Pankow nach Odessa. Je nach Route sind das zwischen 1600 und 2000 Kilometer. Am Donnerstag geht´s los, am 6. Juni geht der Flieger aus Odessa zurück nach Berlin. Wir müssen also rund 100 Kilometer am Tag fahren. Das scheint machbar, vor allem, wenn wir wirklich morgens gegen 8 los kommen. Dann haben wir die ersten 50 km bis mittags und die zweite Hälfte des Tages für den Rest. Wir nehmen weder Zelt, noch Schlafsack mit, sondern vertrauen auf Pensions-Dichte und Gastfreundschaft.

Warum?
Vor etwa einem Jahr sprach mir Rei auf den AB und sagte, er hätte jetzt etwas mehr Zeit, ob wir nicht mit dem Rad nach Odessa fahren wollen. Ich habe schon viel Zeit in der ex-UdSSR verbracht und hatte eigentlich beschlossen, mal andere Ecken der Welt zu besichtigen. Aber in Odessa war ich noch nicht. Außerdem führt die Route ja zu 90 Prozent durch Polen, Rumänien, Moldawien und eventuell Transnistrien – alles mir weitgehend unbekannte Landstriche.

Eigentlich wollten wir schon im vergangen Herbst fahren, da kam aber was dazwischen, so dass wir die Tour auf den 15. Mai 2014 geschoben haben. Dass die Ukraine da am Rand eines Bürgerkriegs stehen würde, war nicht abzusehen.

Wir fahren trotzdem los. Zum einen führt ja nur ein Bruchteil der Fahrt durch die Ukraine, noch dazu durch die bis dato friedliche Westukraine. Sollte die letzte Etappe nach Odessa uns dann doch zu unsicher vorkommen, finden wir einen anderen Weg zurück.

Route
Die Routenplanung macht Rei, aber sie wird gaaaanz ungefähr so sein:

Updates
Ich werde hier im Blog ein paar Fotos und Eindrücke von unterwegs posten. Kann mir gut vorstellen, dass auch das eine oder andere Küchenradio abfällt – speziell, wenn wir nach Odessa kommen.

Technik
Ich habe lange überlegt, ob ich ein dediziertes Navi oder mein iPhone 5S nehmen soll. Fürs Navi sprechen vor allem Robustheit und Akkulaufzeit. Dagegen: Ich habe keins und will eigentlich keine 200/300 Euro ausgeben für ein Teil, das ich ziemlich sicher nie wieder verwenden werde. Außerdem traue ich den Anbietern in Sachen Karten-Material nicht über den Weg. Verlasse mich also auf mein iPhone.

Navigation
In meinen lückenhaften Tests habe ich mit Naviki die besten Erfahrungen gemacht, das auf Open Street Map setzt und die gefahrenen Routen seiner Nutzer angeblich in die Berechnung der besten Fahrradrouten einbezieht. Die iOS-App hat zwar einige UI-Schwächen (aktueller Standort und zu fahrende Route könnten deutlicher markiert sein), aber unterm Strich ist die App ok – auch weil wir ja nicht alle 2 Minuten abbiegen werden.

(Update) In den Kommentaren wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass Offline-Karten wichtig sind, falls das Netz wegbricht. Die Android- und iOS-Apps der Google Maps haben seit kurzem einen Offline-Modus (einfach rechts oben aufs Profil klicken und runter scrollen). Der gespeicherte Kartenausschnitt ist zwar sehr detailliert zoombar, aber Google erlaubt keine sehr grossen Ausschnitte wie etwa komplette Länder. Daher noch ForeverMap 2, eine Offline-Karten-App, die gut aussieht, Open Street Map nutzt und den Download ganzer Laender zulaesst. Dazu gibt es noch rudimentäre Reiseimformationen und Points-of-Interest-Suche. Damit werde ich jetzt mal ins Rennen gehen. (/Update)

Stromversorgung
Mit Navigation, eingeschaltetem Display und Podcast-Hören hält das iPhone nicht mal bis Mittag. Eiserne Reserve ist schon länger mein Astro E5 von Anker, mit dem ich das iPhone sicher fünf, sechs Mal komplett aufladen kann.

Weil man ja aber heutzutage so schöne Nabendynamos hat, habe ich noch in eine Luxos U investiert, eine monsterhelle Lampe, die auch einen USB-Port am Lenker versorgt, an dem ich das iPhone aufladen kann. Schließe ich das iPhone da an, kann ich bei eingeschaltetem Display navigieren und Podcasts hören, ohne dass sich der Akku des iPhones entlädt.

Halterung
Habe mir diese Smartphone-Halterung besorgt. Ich muss zwar am unteren Rand ein Loch fürs Ladekabel rein schneiden, aber dafür ist das Ding nicht so teuer, hält das iPhone auch durch die Folie bedienbar, schützt gegen Regen und ist mit einem Griff abmontiert.

Internet
Ich muss noch mal schauen, was mein Telekom-Vertrag in Sachen Daten-Versorgung noch so für Überraschungen bereit hält, aber auf den ersten Blick habe ich da 10 x 50 MB pro Woche. 7 MB/Tag. Was soll das sein? Werde mir daher eher eine SIM im Reiseland besorgen. Wenn Ihr da Tipps für Polen, Rumänien, Moldawien und Ukraine habt, her damit.

Freue mich auf die Fahrt und Euer Feedback.

24 Gedanken zu „Donnerstag radle ich nach Odessa (Update: Apps)“

  1. Glück beim Kurbeln, Wind im Rücken! Das Wichtigste fehlt noch: Die Räder und deren Ausstattung, Gewicht des Gepäcks und Wasserversorgung.

  2. Fotos vom Rad folgen. Gewicht des Gepäcks steht noch nicht fest. Wasserversorgung: 1,5 Liter Flasche am Rahmen.

  3. Ich hab zwar bislang „nur“ etwa 600 km am Stueck reisegekurbelt, folgende Sachen haette ich aber gerne vorher gewusst:

    – 100 km am Tag gehen gut, auch fuer untrainierte wie mich (und vermutlich euch). 150 km schafft man bisweilen auch, vor allem wenn’s langweilig ist und man um 0445 weitergefahren ist, weil einem Nachts staendig ein Maulwurf von unten durch die Isomatte graben wollte
    – An heissen Tagen kann man nie genug Wasser haben. Wenn man aber Wasser braucht, gibt’s keine saubere Quelle dafuer. Vom Sawyer 128 Mini (kuerz ggf. den Referrer raus, wenn du das nicht magst) habe ich leider erst hinterher erfahren – keine Ahnung, ob ihr sowas bis Donnerstag aufgetrieben bekommt.
    – A propos Trinken: Magnesiumtabletten machen’s Wasser schmackhafter und bewahren einen davor, kribbelige Finger zu bekommen
    – Bis Frankfurt/Oder wuerde ich euch die passende Radweit-Karte empfehlen, das sind Zuschnitte der TK100, nach denen es sich exzellent radeln laesst (schon selber fuer andere Routen verwendet).
    – Nicht zuletzt: MUECKENMITTEL MITNEHMEN!

  4. Sehr gute Tipps. V.a. Mückenmittel hätte ich vergessen. Meinst Du, wir bauchen sowas wie den Sawyer 128 Mini? Da gibt es doch überall Mineralwasser. Habs mir jetzt trotzdem mal bestellt. Soll Dienstag da sein.

  5. Ja, das mit der Wasserversorgung bezog sich sowohl auf die Menge wie auf die Verfügbarkeit von *Trink*wasser. Mit Dünnsch.. könnt ihr euer Etmal von 100 km getrost vergessen. Selber mal erlebt.

  6. Das EasyAcc Solarpad (gut 20 Euro) hat sich als sehr nützlich bei Radtouren durch die Osttürkei erwiesen. Angeschlossen an einen Akkustick der Wahl und auf den Gepäcktaschen montiert liefert das bei Sonnenschein ca 4 iPhone-Ladungen pro Tag!

  7. 100 km täglich ist gut zu schaffen. Denkt bei slochen Strecken an gute Reifen, bzw. Reparaturmaterial und an ein Reserve- Schaltauge (das kleine Führungsrädchen) .
    Tolle Sache! Viel Spaß!

  8. Wow, ich wünsche Dir eine gute Reise! Was das Navi betrifft: Bedenke auch, dass die Netzabdeckung in Moldavien und der Ukraine bisweilen sehr schlecht ist. Sogar in den Städten gibt es kaum Bandbreite. Von Transnistrien ganz zu schweigen. An Eurer Stelle würde ich Transnistrien ganz vermeiden: schlechte Straßen und korrupte Paramilitärs an der Grenze. Dazu ist die Strecke eher eintönig. Ich freu mich auf Deine Berichte!

  9. Fuer die Strecken durch Offline-Gebiete nehme ich Apps wie Off-Maps. Danke fuer den Hinweis und die guten Wuensche.

  10. Danke für den Lampen Tipp. Habe bisher einen http://zzing.de/index.php/de/ Akku zwischen Nabe und iPhone. Naviki ist definitiv keine schlechte Wahl, falls du damit aber GPS tracken willst: sobald das iPhone weder Netz noch GPS hat (mal tiefer in einem Wald feststecken), bricht Naviki auch mal gerne zusammen und die Tracking Aufnahme geht flöten, besser ist da am Ende ein wirklicher GPS Tracker. Überhaupt macht Navigation nur Spass damit, wenn man Netz hat. Offline Maps wären dann das mind, oder eben doch immer noch zusätzlich die guten analogen Karten. Naviki findet “interessante” Alternativrouten, aber man darf nicht meckern, wenn die schnelle Route dann doch voll durchs Gelände geht, wenn man sich an die “schnelle” Route hält. Inwiefern man Naviki ausserhalb Deutschlands gut nutzen kann – das wäre interessantes Feedback – ich bin gespannt.

    Zwei Arsch gepolstere Fahrradhosen sollte man nicht vergessen, du wirst es ab dem 1. Tag nicht bereuen.

    http://www.clicc.de/ – das könnte noch ganz witzig sein, wenn du schon Technik mitnimmst.

    Viel Spaß, tolles Projekt, bin auf die Berichterstattung gespannt!

  11. Hosen – check.
    Clicc sieht nett aus, aber in Sachen Strom bin ich jetzt erstmal versorgt. Darf ja auch nicht zu viel Kram werden.
    Naviki und Netz – wir werden sicher noch eine Papierkarte mitnehmen.

  12. Ein Tipp für die Wasserversorgung: In jedem noch so kleinem Dorf gibt es einen Friedhof. Auf jedem Friedhof gibt es fließend Wasser, welches man kostenlos und unkompliziert zum auffüllen nutzen kann.
    Ich beziehe mich dabei auf Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich, gehe aber auch davon aus, dass es in anderen Ländern ähnlich aussieht.
    1,5 Liter sind ein bisschen knapp kalkuliert, wenn ihr 100 Kilometer täglich in der Sonne fahrt, sind 6 Liter schnelle getrunken als man das denkt und 4x täglich neues Wasser auffüllen kann unter Umständen schon nervig sein. Zum Platzsparen empfehle ich dafür Wasserbeutel, beispielsweise die von Platypus.
    Viel Erfolg!

  13. Ich hatte damals einen aehnlichen Filter dabei (Aquamira Frontier Pro, der Sawyer ist aber ueberlegen) und war wirklich froh drum. Also ich will ja Brandenburg nicht mit der Ukraine vergleichen, aber ich habe auf dem Radtour-Weg nach Berlin einige Male den Filter benutzt, oder eben bei Leuten gefragt, ob ich ihren Gartenwasserhahn benutzen darf – Sonntags war ich in Sachsen unterwegs und konnte nirgendwo mal eben einkaufen, weil eben Sonntag war (und an der Strecke sogar die Tanken zu hatten). Montags darauf konnte ich nix einkaufen, weil ich in Brandenburg war ^^

    Das kann auf deiner Strecke anders aussehen, aber einen einstuendiger Umweg, um mal einen Laden zu finden, will man vielleicht auch nicht immer machen ;)

    (Das mit dem fliessenden Wasser Friedhof kann ich z.B. fuer Bayern bestaetigen; auf den Dorffriedhoefen in Brandenburg habe ich aber nur Regentonnen gefunden…)

    Noch eine Sache, die ich vergessen hatte und mir anfangs echt reingehauen hat: Essen nicht vergessen. Also im Sinne von, nicht vergessen, auch mal Pause zu machen und ordentlich Kalorien wieder reinfuttern. Gerade am zweiten oder dritten Tag kommt ganz gerne so ein heftiger Durchhaenger, und man moechte am liebsten einfach aufhoeren – das kann auch daran liegen, dass man einfach vergessen hat, die Energie wieder aufzutanken.

  14. Mit ‘Akkustick’ meine ich deinen Anker Astro E5 (obwohl dieser so groß ist, dass er nicht mehr so sehr an alte USB-Sticks erinnert wie frühere Modelle) ;) Das iPhone sollte man glaube ich nicht direkt an Solarpads anschließen, da die nicht konstante Leistung auf die Dauer nicht so gut für die Akkus sein soll. Viel Erfolg! Freue mich schon sehr auf Küchenradios, die auf der Reise abfallen :)

  15. Ich bin mal in 30 Tagen 2700 km zum Atlantik gefahren, mit ganz wenig Geld. Hier mal ein paar Punkte dazu:

    – keine Panne, Reservemantel war trotzdem dabei.
    – Karte war eine 1:100000 Autokarte (GPS war vor 15 Jahren viel zu teuer)
    – gepennt hab ich im Zelt auf der Wiese von Bauern
    – gegessen hab ich wie ein Scheunendrescher. Wenn man abends rumsitzt kommt der massive Hunger von ganz allein. Eine warme Tütensuppe wirkt Wunder. Gaskartuschen gab es im Baumarkt oder an der Tanke.
    – bei Mistwetter, bin ich mal mit dem Zug 300 km durch ein Regengebiet hindurch gefahren.
    – In der Höhe wird es kalt. Bergab wird es auch kalt. Bergab wird die Bremse mit Gepäck schneller heiß.
    – Wetterberichte gab es in den lokalen Tageszeitungen auf der letzten Seite
    – Eine Klimaanlage hat mich mal für 4 Tage krank gemacht.
    – Ich hab allen Privatleuten eine Karte geschrieben, als ich den Atlantik erreicht hatte. Die hatten fast alle keine Emailaddresse.
    – Lieber mal 50 km Umweg an einem Fluss entlang fahren, als auf Krampf durchs Gebirge abkürzen.
    – Kanäle haben meistens Wirtschaftswege, quasi ohne Steigungen
    – Mit Rückenwind sind auch 150+ km drin.
    – Grenzposten sind manchmal langsam wie die Hölle
    – 2. Frühstück ist eine nette Sache.
    – Siesta ist keine Schande
    – Wenn schon keine Klickpedale, dann wenigstens ein Körbchen an die Pedale. Dann benutzt man Antagonist und Agonist gleichmässiger. Oberschenkel wollen ein wenig gedehnt werden. Das hilft Sehnenverkürzungen vorzubeugen.
    – Hörnchen am Lenker ermöglichen eine andere Griffhaltung. Entspannung für Schultern und Handgelenke!

    Eine schöne Reise!
    Stephan

  16. du schreibst so selten deswegen waehrest du beinahe aus meiner rss feed sammlung gefallen.
    ich wuerde mein iphone ueber den nabendynamo laden.
    des weiteren verwende ich einen benzinbrenner fuer die essenszubereitung auf langen fahrten.
    ich wuensche eine gute reise und komme gut an!

  17. Also ich schmeisse die raus, die zu viel schreiben… Zur Reise. Nabendynamo ist wie beschrieben im Einsatz. Wir haben uns komplett gegen Selbstversorgung (Zelt, Kocher etc.) entschieden. Dazu sind wir zu bequem geworden und der Osten zu zivilisiert.

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