Gestern wars wieder windig und wir haben die Grenzen unserer Open-Street-Map-Navigation getestet. Am Ende haben wir die Räder durch den Wald geschoben und die Autobahn auf einer riesigen Wildwechsel-Brücke überquert. Es gibt hier offenbar fünf Arten von Straßen: Autobahnen ohne Fahrrad-Option, ausgebaute Fernstraßen mit Randstreifen, die die Hauptlast des LKW-Verkehrs tragen, alte Alleen mit Fransen, noch ältere Kopfsteinstraßen und Waldwege aus Sand und Matsch. Die lokalen Autos fahren auf jeder dieser Straßen ungefähr gleich schnell.
Rei hat ein schönes Hotel raus gesucht, Mit Spa, Frühstück und Stand für 23 Euro pro Person.
Beim Spaziergang im Park unseres Hotels googelt Rei nach “Essen in Wolsztyn” und wir landen im Pamarowo, angeblich das beste Haus am Platz, ein holziges Kneipen-Restaurant mit vielen geschmiegten Teenagern, einer bunt gekleideten Geburtstagsrunde und wir schauen uns an und denken: Brandenburg. Die einzige sichtbare Deko sind amerikanische Nummernschilder.
Auf dem Marktplatz hat die Stadt 15 Tafeln aufgestellt, die mit farbigen Fotos festhalten, was die nunmehr zehnjährige Mitgliedschaft Polens in der EU für Stadt und Gemeinde Wolsztyn gebracht hat: eine neue Weitsprunggrube, neue Straßen und Wege, ein Schwimmbad mit super langer Fun-Rutsche sowie Klärwerke und Müllrecycling. Zwei mittelalte Damen in Freitagabend-Montur schreiten die Fototafeln ab, diskutieren angeregt und schlecken zwei Mikrofon-große Softeis.
Die beiden stehen zufällig wieder neben uns, als wir im Schaufester eines Maklerbüros die Anzeige lesen, dass eine verfallene Villa mit 5000m2 Grund hier in der Gegend etwa 180.000 Euro kosten soll. Wir versuchen jedoch nicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen; das könnte denen wohl so passen. Von wegen Zufall.
Rei sagt, hier irgendwo muss nach dem Ersten Weltkrieg die Ostgrenze des Deutschen Reichs verlaufen sein. Rei hat eine zeitlang intensiv die Wikipedia gelesen. Sein Lieblingsartikel
Jetzt gehts nach Jarocin.