Die Tour nach Odessa haben wir ja leider unterbrechen müssen. Dennoch haben wir in den vier Tagen rund 460 km zurück gelegt und uns dabei weitgehend auf die Navigation per iPhone verlassen. Dazu ein paar Worte.
Stromversorgung
Meine Lumotec IQ2 Luxos U versorgt das iPhone 5S per USB zuverlässig mit Strom. Ein rotes Lämpchen am Druckschalter signalisiert, wenn das Telefon geladen wird. Schaltet man mit dem Druckschalter das Licht ein, wird das Telefon nicht mehr geladen. Schaltet man das Licht aus, geht das Laden des Telefons automatisch weiter. Sehr angenehm.
Die Naviki-App für Android und iOS scheint relativ wenig Strom zu verbrauchen, denn das iPhone 5S wird trotz Navigation, eingeschaltetem Display und Podcast-Hörens geladen – langsam zwar, aber die Akku-Anzeige steigt.
Bei der iOS-App ForeverMap 2 ist das anders. Hier bleibt der Akku-Stand beim Laden konstant – selbst ohne Podcast-Hören. Da in Pausen und beim Warten an Bahnübergängen das iPhone weiter Strom verbraucht, sinkt der Akku-Stand über den Tag. Nach 10 Stunden und 120 km auf der Straße zeigt der Akku dann noch 30 bis 40 Prozent – bei Etappen mit längeren Pausen und/oder Lichtbetrieb auch mal nur 20 Prozent.
Funktion
Erst wollte ich mit Naviki oder Komoot fahren, bin dann aber doch bei ForeverMap hängen geblieben, das wie Naviki und Komoot auf OpenStreetMap setzt, einen Fahrrad-Modus besitzt, aber im Gegensatz zu Komoot keine Turn-by-Turn-Navigation bietet. Naviki und ForeverMap liefern also eine farbig markierte Route und man muss sehen, dass man mit seinem Punkt auf der Linie bleibt.
– ForeverMap nutzt Offline-Karten. Man lädt sich vor der Fahrt in der App die nötigen Karten gratis runter. In unserem Fall waren das Polen, Ukraine, Rumänien und Moldawien. Deutschland war schon drauf. Da unsere Hotels in Polen alle WLAN hatten, brauchte ich unterwegs also kein Internet. Auch wenn 15 GB mit einer SIM von Plus per LTE daher kommen und nur 25 Euro kosten, war das irgendwie stressfreier so.
– ForeverMap hat das eindeutig bessere User Interface. Die Route ist blau und mit einem Blick zu erkennen. Der eigene Standort wird deutlich markiert und ist jeder Zeit klar.
Bei Naviki muss ich immer drei mal schauen, wo auf der Karte ich jetzt bin und was eigentlich die Route ist, die ich nehmen soll. Das nervt beim Radfahren extrem.
– Die Zieleingabe klappt bei ForeverMap besser. Man kann nur den Ort oder eine genaue Adresse angeben, beides führt zu sinnvollen Ergebnissen. Bei Naviki habe ich keinen zuverlässigen Weg gefunden, eine genaue Adresse einzugeben.
Qualität der Routen
Beide Apps nutzen das Kartenmaterial der OpenStreetMap. Die Frage ist natürlich: Was taugen die vorgeschlagenen Routen? Führen sie dauernd über Bundesstraßen, obwohl rechts daneben ein glatt asphaltierte Nebenstraße läuft? Oder schicken die Apps Radler über kleine Nebenstraßen, die sich aber als unbefahrbare Sandwege entpuppen und im Nirwana enden?
In Deutschland war ForeverMap hervorragend. Von Berlin nach Frankfurt/Oder schickte uns die App über herrliche Wald- und Radwege und wählte wohl den besten Kompromiss zwischen Streckenlänge und -schönheit.
In Polen wurde die Leistung dann durchwachsener. Die vorgeschlagenen Nebenstrecken entpuppten sich manchmal als holprige Sandwege, die einmal an einer Autobahn endeten und eine Brücke anzeigten, die es nicht gab. Wir sind dann dazu übergegangen am Beginn von Sandwegen zu schauen, ob sich dieser Weg nicht umfahren lässt, wenn wir etwa geradeaus und dann links fahren – oft ging das.
Mitunter hat ForeverMap auch einen Schlenker zu viel gemacht, weil es die Bundesstraße um jeden Preis meiden wollte.
Das sind aber Macken, die man abfangen kann, wenn man nicht blind nach Navi fährt, sondern immer mal schaut, wie der Weg den weiter gehen soll und ob man nicht einfach geradeaus fahren kann.
Alles in allem waren die Routen-Vorschläge von ForeverMap zu 80-90 Prozent brauchbar und bedurften nur hie und da einiger Realitätsanpassungen.
Komoot zeigt zu seinen Routenvorschlägen auch detaillierte Angaben zur Beschaffenheit der Wege. Sieht gut aus, klappt gut, sagen Nutzer, aber ich habe es nicht überprüft.
Naviki verspricht ja, dass es die tatsächlich gefahrenen Routen seiner Nutzer auswertet und für eine bessere Fahrradrouten-Berechnung heran zieht. Ich habe wie gesagt vor allem ForeverMap genutzt und Naviki nur ab und an als Alternative ausprobiert. Dabei hat Naviki stets die gleiche Route vorgeschlagen wie ForeverMap. Auch kann man bei Naviki am Dsktop-Browser seine Tour planen, speichern und in der App wieder aufrufen. Nett, habe ich in der Praxis aber nicht gebraucht.
Trotz seiner Vorzüge und den OpenStreetMap bedingten Probleme, hat ForeverMap einige Schwächen, von denen sich viele technisch recht leicht beheben lassen dürften:
- Der Kompass verliert oft die Orientierung, so dass die Blickrichtung auf der Karte manchmal um 45 Grad falsch liegt. Man muss dann das iPhone ein paar mal im Kreis bewegen, dann gehts wieder. Nicht tragisch und ich weiß auch nicht, ob iOS oder ForeverMap schuldig ist, aber das nervt schon ein bisschen.
- ForeverMap zeigt weder gefahrene noch zu fahrende Kilometer an. Hat man einmal eine Route ausgewählt, wird immer nur die Gesamtlänge der Route angezeigt – auch wenn man gleich am Ziel ist. Will man wissen, wie weit es noch ist, muss man eine neue Route erstellen: vom aktuellen Standort bis zum Ziel. Das war in der Praxis mein größtes Ärgernis und geht besser wie Komoot und Naviki zeigen.
- ForeverMap zeigt die Länge einer Route zunächst falsch an. Bsp.: Ich suche den Ort Rzepin, finde ihn, tippe drauf und sage: “Route hier hin”. Dann zeigt ForeverMap 98 km an – die Entfernung im Auto-Modus. Ich bin aber die ganze Zeit schon im Fahrrad-Modus. Die Streckenlänge im Fahrrad-Modus (121 km) erfahre ich aber erst, wenn ich die Route wirklich starte. Das kann bei der bei der Planung für Überraschungen sorgen.
- ForeverMap zeigt im Gegensatz zu Naviki und Komoot keine Geschwindigkeit oder sonstige Statistiken an.
- ForeverMap vergisst die Route, wenn es mal eine Weile im Hintergrund ist. War der Browser oder die Podcast-App vorn und wechselte ich dann zurück zu ForeverMap, weil wir weiter fahren wollten, musste ich oft die Route neu eingeben. Auch nervig.
Fazit
ForeverMap ist jetzt schon eine sehr brauchbare Fahrrad-Navigation mit guter UI. Wenn ForeverMap die beschrieben Macken (Energieverbrauch, Ziel-Speicherung, Kilometeranzeige) behebt, leidet es nur an den Schwächen der OpenStreetMap.
Naviki verspricht diese Defizite der OSM zu umschiffen, indem die tatsächlich gefahrenen Strecken der Radler für ein intelligenteres Routing heran gezogen werden. Das konnte ich den Praxis nicht feststellen. Außerdem ist Naviki wegen der schlechten UI kaum zu gebrauchen. Komoot werde ich bei der Fortsetzung nach Odessa mal ausprobieren.