Mit Iris auf Kontaktlinse durch biometrische Grenzkontrolle

Am Flughafen Frankfurt/Main testet der Bundesgrenzschutz seit 11 Monaten die “Automatisierte und Biometriegestützte Grenzkontrolle (ABG)”. 11.000 registrierte Nutzer können die Schengen-Grenze ohne Kontakt zu einem BGS-Beamten passieren, nachdem Pass und Iris gescannt wurden. Ich habe das Ganze mit einer farbigen Kontaktlinse probiert. Der BGS-Sprecher danach: “Das hätte nicht klappen sollen.”

Beitrag downloaden: “Der grosse Laborversuch – Biometrische Daten in Paessen”, Deutschlandfunk, 25.2.2005, 19´15

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Das System der Firma Bosch Sicherheitstechnik funktioniert so: Man lässt sich im “Enrollment-Center” des BGS am Frankfurter Flughafen registrieren. Zunächst wird der Pass gepürft. Dabei werden die Fahndungs- und Visadatenbanken INPOL und SIS abgefragt. Ist alles in Ordnung, wird die Iris nach Angaben von Bosch nicht eingescannt, sondern per Video digitalisiert. Dabei werden von beiden Iris Templates erzeugt, die nach BGS-Angaben zusammen mit den personenbezogenen Daten verschlüsselt unter der Passnummer in der lokalen “AGB-Datenbank” des BGS abgelegt werden. Das System soll die so genannte Lebenderkennung beherrschen, das heißt es muss erkennen, ob die Iris lebt oder lediglich aufgemalt oder ein Foto ist.

Danach kann man am Frankfurter Flughafen die Schengengrenze per Iris-Scan übertreten: Man legt den Pass auf einen Scanner. Erkennt er den Teilnehmer, öffnet sich die Tür zur Scan-Kabine. Dort blickt man aus 40 cm Abstand auf einen grünen Punkt, die Iris wird gescant und mit dem Template in der DB verglichen. Klappt das, öffnet sich eine zweite Tür und man hat die Grenze passiert.

Aktion “Kontaktlinse”

Angeregt durch den Vortrag von starbug auf dem 21c3 wollte ich wissen, ob die Anlage mit dem einfachsten aller möglichen Verfahren zu überwinden ist. Beim freundlichen Flughafen-Optiker kaufte ich für 26,50 Euro zwei farbige Kontaktlinsen mit aufgedruckter Iris des Typs “Hazel”, Marke “Freshlook Colors” und ließ sie mir einsetzen.

Das Enrollment klappte beim dritten Versuch. Meine Kontaktlinsen-Iris war also meinem Pass zugeordnet. Ich ging zur Kabine für die “Automatisierten Grenzkontrolle”, legte den Pass auf den Scanner und wurde in die Kabine gelassen. Ich blickte auf den grünen Punkt und nach rund fünf Sekunden öffnete sich die zweite Tür. Das System hatte mich verifiziert und über die Grenze gelassen.

Jetzt war natürlich interessant, ob ich meinen Pass samt Kontaktlinsen an eine andere Person weiterreichen kann, die dann unter meinem Namen die Grenze passiert.

Als Testperson konnte ich besagten Optiker gewinnen. Er setzte sich die Kontaktlinsen ein, legte den Pass auf den Scanner und wurde in die Kabine gelassen. Doch drei Versuche der Verfikation schlugen fehl. Das System öffnete immer nur die Tür zu einem BGS-Beamten, um die Papiere manuell überprüfen zu lassen.

Was bedeutet das?

Der Leiter des BGS-Amtes Frankfurt Flughafen, Hubert Steiger, zeigte sich überrascht, dass das System mich registriert und die Grenze hatte passieren lassen. Seine Erklärungsversuche:

a) Die Kontaktlinse hat nicht meine gesamte Iris abgedeckt. So konnte das System erstens die Iris für belebt halten und zweitens – trotz Kontaktlinse – ein Template meiner Iris anfertigen.

b) Die Kontaktlinse ist transparent, so dass meine Iris durchschien und von den Infrarot-Strahlen des Systems erfasst werden konnte. Möglicherweise hat das System aus Linse und Iris eine Art Mix-Template angelegt, das aber immer noch eindeutig und nicht mit anderen Personen reproduziertbar ist. (Leider habe ich vergessen, die Grenzkontrolle ohne Kontaktlinsen zu wiederholen, um zu sehen, ob die Verfikation “Iris ohne Kontaktlinse vs. Template mit Kontaklinse” klappt. Dämlich.)

Der Optiker schlug vor, sich eine Iris samt Pupille von Hand malen zu lassen. Die verhindere jedoch nicht nur, dass die echte Iris durchscheint, sondern auch, dass man etwas sieht. Angeblich hat ein Techniker der BSI hartnäckig versucht, das System auf diese Weise zu überwinden. Er habe sich auch Markierungen auf der Linse gesetzt, um sie stets in der richtigen Stellung wieder einlegen zu können. Es sei ihm aber nicht gelungen. Mit dem BSI werde ich aber noch sprechen.

Was mir noch nicht ganz klar ist: Wie ist dieses Experiment zu bewerten? Lassen sich Aussagen treffen? Wenn ja, welche? Für Vorschläge wäre ich dankbar.

Das Ergebnis dieser bescheidenen Nachforschungen wird unter dem Titel “Biometrie in Ausweisen” im Deutschlandfunk zu hören sein, “Hintergund Politik” 18.40-19.00, Datum noch unklar, aber das Stück wird rund zwei Monate per Audio on demand im Netz zur Verfügung stehen.

BTW
Der Optiker musste meinen Pass rund 15 Mal auf zwei verschiedene Scanner legen, erst nach rund sechs Minuten und diversen Beredungen der BGS-Beamten (“Kannst du die Kabine noch mal aktivieren?”) wurde der Optiker in die Kabine gelassen. Es gab keine Warteschlange, das System war völlig ausgeruht. Soviel zu seiner Belastbarkeit. Der Amtsleiter des BGS Steiger sagte, “die ganze Technik steckt noch in den Kinderschuhen”. Er gab den Anteil der registrierten Reisenden, die vom System fälschlicherweise nicht durchgelassen werden, mit “unter 30 Prozent” an.

Ein Gedanke zu „Mit Iris auf Kontaktlinse durch biometrische Grenzkontrolle“

  1. Hallo Leute,

    ich bin stark weitsichtig und würde mir gerne die Augen operieren lassen, um endlich
    ohne Brille leben zu können. Mich nervt die Brille wahnsinnig beim Sport oder beim abends weggehen.
    Leider vertrage ich überhaupt keine Kontaktlinsen… hab schon alles versucht
    Ich suche nach unabhängigen Informationen zu dem Thema. Also keine Seite einer Augenklinik oder eines Laserzentrums, die mir nur ihre Dienste verkaufen wollen…

    Wer kenn eine Seite für mich?

    Vielen Dank

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