Das Rauschen der Nagra (Update)

In diesem Artikel sind meine Erfahrungen mit der Nagra Ares-M (nicht Nagra Ares-M II) zusammen gefasst. Das jüngste Update steht am Ende.

Der Nagra Ares-M hat seine ersten Praxiseinsätze ganz gut bestanden. Kapitale Mängel sind allerdings:

– Über den Doppel-Klinken-Adapter kann ich bisher kein Line-Signal aufnehmen. Steckt die XLR-Buchse in einer Split-Box, der Adapter im Gerät und ist als Quelle Line gewählt, nimmt das Gerät nichts auf.

– Das Rauschen des Mikro-Verstärkers ist nervig. Für aktuelle Aufnahmen oder Podcasts reicht es, aber für Features ist es nicht akzeptabel – und für 1000 Euro auch nicht.

Ein Kollege sagte mir jetzt, das Rauschen sei ein Software-Problem und ließe sich mit einer speziellen .ini-Datei beheben. In dieser Datei lassen sich Parameter für die Signalübergabe von Vorverstärker an Codec einstellen. Damit sei das Rauschen verschwunden, der Ares-M liefere DAT-Qualität.

Morgen bekomme ich die ini. Falls sie wirkt, steht sie dann hier zum Download.

UPDATE

Die ini-datei hat gar nichts gebracht. Ein akustischer Vergleich mit der Nagra Ares-M des Kollegen hat ergeben, dass seine wesentlich weniger rauscht als mein Gerät – wenngleich auch das bessere Gerät keine DAT-Qualität erreicht. Die rauschärmere Nagra hat eine höhere Serienummer. Werde mein Gerät umtauschen.

UPDATE

Ich habe die Nagra jetzt fast ein Jahr im täglichen Einsatz. Zwei zentrale Macken sind geblieben:

– Das Rauschen. Ich habe mal Vergleichsaufnahmen mit einer anderen Ares-M (nicht Ares-M II) gemacht. Das etwas neuere Gerät rauschte deutlich weniger. Ich habe meine Nagra zu Anlaog Audio geschickt, danach war das Rauschen deutlich schwächer. Was die gemacht haben, weiß ich nicht. Nachdem ich allerdings auf die Firmware 3.18 umgestiegen bin, war das Rauschen wieder das Alte. Soll es wieder einschicken, habe ich bisher noch nicht gemacht. Mein Verdacht: Ich habe eine Montags-Nagra. Die Nagras der Kollegen und meine einst rauschreduzierte waren ok, wenngleich ich für 1000 Euro aufs Rauschen auch ganz verzichten könnte. So teuer können Mik-Vorverstärker, wie Sony sie schon Anfang der 80er in seine DAT-Rekorder eingebaut hat, nicht sein.

– Limiter. Der ist absolut unbrauchbar, rauscht wie die Nordsee im Herbst. Die Limiter meiner MD-Rekorder waren perfekt: Kein Pumpen, kein Rauschen, kein Übersteuern. Das soll mit der 1000-Euro-Nagra nicht möglich sein?

Von diesen – gerät-bedingten (?) – Macken abgesehen, kann ich die Nagra unterm Strich empfehlen. Sie ist leicht, robust, die Akkus halten lange durch. Handhabung ist ok. Auch die Marker-Frage ist gut gelöst: Man kann per Konpfdruck einen Marker setzen, der in Digas/MTE erkannt wird oder per Druck auf einen anderen Knopf einen neuen Take mit neuer Take-Nummer erzeugen.

Die neue Nagra Ares-M II hat 2 GB Flash-Speicher. Brauche ich nicht.

Außerdem hat sie USB 2.0 – schon verlockender. Denn mit USB 1.0 ist es doch machmal recht zäh.

2 Gedanken zu „Das Rauschen der Nagra (Update)“

  1. Irgendwie hatte ich gehört, dass es jeden Tag einen Podcast von der CeBIT geben soll. Wo kann ich diese finden?

    Da sehe ich gerade, dass auch hier offensichtlich die Blogspammer zuschlagen. Vielleicht darf ich ja mal auf ein kleines Projekt diesbezüglich aufmerksam machen.

  2. Wenn man sich die inzwischen doch recht ansehnliche Reihe der für den professionellen Einsatz konzipierten Flashrecorder anschaut und die entsprechenden Erfahrungsberichte liest, drängt sich die Frage auf: Warum gelingt es keinem Hersteller, ein rundum ausgereiftes und praxistaugliches Gerät auf den Markt zu bringen?
    Es kommt mir so vor, als wären die meisten der aktuellen Modelle so eben mal schnell nebenher aus dem Ärmel gezaubert worden, von Leuten, die entweder keine Ahnung von den Anforderungen der Benutzer oder schlicht weg keine Lust (oder kein Budget) hatten.

    Gemessen an den jahrzehntelang bewährten Vertretern der analogen Generation (vom UHER Report bis zur NAGRA III/VI, ja selbst im Vergleich mit den Cassettenrecordern SONY WM-D6C oder TC-D5 und den immer noch gebauten Marantz-Geräten) nimmt sich die Riege der Flashrecorder doch recht bescheiden aus. Bedenkt man, wie aufwändig es war, allein die mechanische Seite der Analogaufzeichnung in den Griff zu bekommen, das Zusammenspiel von Tonköpfen und Bändern/Cassetten zu optimieren, Gleichlaufprobleme, Dropouts und nicht zuletzt das leidige Bandrauschen zu minimieren – und daneben auch noch eine praxisgerechte Bedienung, Zuverlässigkeit, geringen Stromverbrauch und vernünftige Mikrofonverstärker zu realisieren, dann kann man umso weniger verstehen, warum es nicht einmal unter dem renommierten Label NAGRA gelingen will, ein über jeden zweifel erhabenes Stück Tontechnik auf die Beine zu stellen.

    NAGRA war zu Analogzeiten immer das Maß der Dinge, und nicht umsonst laufen zahllose Vertreter dieser Ära noch immer im beruflichen Einsatz. Der ARES-M macht diesem Namen offensichtlich keine Ehre, und es ist peinlich, mit welch albernen Kinderkrankheiten sich der Anwender herumschlagen muss. Altgediente Kudelski-Techniker, die mit Herzblut am Aufbau der Legende mitgeschraubt und -gelötet haben, muss das doch Tränen in die Augen treiben, wenn sie die Mängelliste von Philipp Banse lesen: Wacklige Micanschlüsse oder Verstärkerrauschen, fummelige Bedienung oder das ewige Hoffen auf das nächste Softwareupdate – mit sowas mag man sich in der PC-Welt abgefunden haben. Das mach notfalls auch noch bei einem Nonameprodukt aus der Geiz-ist-Geil-Wühlkiste angehen, aber doch bitte nicht bei einem 1000-Euro-Gerät mit Profianspruch.

    Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der Entwicklung tontechnischer Geräte (das gilt m.E. auch für Audiobearbeitungssoftware) kaum noch Praktiker, sprich Tontechniker, mitzureden haben. Die meisten aktuellen Geräte kommen aus der Consumerecke, werden von PC-Freaks konzipiert und für Musikkonsumenten gemacht. Die Verwendung für Hörfunkjournalismus ist da eher ein Nebeneffekt.
    Das war allerdings beim Walkman Professional von SONY nicht anders, und dennoch stellt dieses Gerät bis heute all die kläglichen digitalen Nachahmer in den Schatten.

    Okay, es gibt sie schon, die NAGRA-Herausforderer: Tascam, Marantz (rauscht leider auch zuviel), Fostex und Sound Devices. Und z. T. rangieren dieses Geräte auch in Preisregionen, die schon eher an die Spitze der analogen Pendants heranreichen und werden schon deshalb mehr im Filmtonbereich oder in der Musikproduktion als für das tägliche Newsgeschäft eingesetzt.

    Wenn doch aber ein WM-D6 für damals umgerechnet 350 Euro über Jahre klaglos seinen Dienst getan hat, warum müssen wir uns für´s gleiche Geld heute mit so vielen Trash- (pardon!) Flash-Rekordern herumärgern? Zumal es in der Consumerecke durchaus ermutigende Ansätze gibt, MP3-Player mit Mic-Input und MP3/WAV-Aufnahmemöglichkeit. Ganz ohne professionellen Anspruch, und dennoch akzeptabel für den schnellen O-Ton. Dann aber auch deutlich konsumerfreundlicheren Preisen von 60 bis 150 Euro.

    Sogar die Diktiergerätehersteller sind mittlerweile auf den Trichter gekommen, dass man was für professionelle Anwender anbieten müsste. Bei Olympus z.B. gibt es zwei Diktiergeräte, die neben den für solche Geräte üblichen Features wie sprachgesteuerte Aufnahme, Wiedergabe mit variabler Geschwindigkeit, übersichtlicher Bedientasten für Rec., Pause, Stop, FF und FW auch noch die Möglichkeit von MP3-Aufnahme und Wiedergabe in Stereo, rauscharme Mic-Inputs und sogar manuelle Aussteuerung bieten. Da tut sich also was, und wenn NAGRA nicht aufpasst, steigen viele Newsjäger ganz einfach vom analogen Pearlcorder auf den digitalen um.

    Gespannt bin ich auch auf den jetzt von der Fa. Soundman, Berlin (bekannt für das OKM-Ohrmikrofon) für Mai angekündigten “professionellen Digitalrekorder DR2), der – zumindest auf dem Papier – ein Schritt in die richtige Richtung zu sein scheint: Mic-Line-Input mit 3V Tonaderspeisung, eingebautes Mikro, manuelle Pegelaussteuerung, MP3-Aufnahme (96, 128, 196, 320 kbps) oder WAV linear, USB2-Anschluss (wird als Ext. Laufwerk erkannt), 2 GB int. Speicher, Betrieb 16 Std. mit 1 AAA-Batterie. Bedienung über getrennte REC/PLAY-PAUSE-Tasten, Farbdisplay und Joystick zur Menü- und Pegelsteuerung. Abmessungen ca. 72x35x18 mm, Preis: 149,50 Euro. Infos bei http://www.soundman.de.

    Warten wir also ab, wer das Rennen macht. Es bleibt spannend.

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