Habe einen “Hintergrund Wirtschaft” zum deutschen Breitbandmarkt für den Deutschlandfunk gemacht. Das Stück lief am 7. Mai 2006, 1840-1900.
Download: (20 min, 9 MB, mp3, 64 kbit/s)
Magie der schnellen Netze
Der Breitbandmarkt im Umbruch
1998 wurde der Telekommunikationsmarkt in Deutschland geöffnet. Zwar hat die Konkurrenz für fallende Preise gesorgt, doch noch immer hat die Telekom einen strategischen Vorteil, was die Infrastruktur betrifft. Auf dem Breitbandmarkt erweist sich das als Hindernis.
“Lassen sie mich an einigen Beispielen deutlich machen, wie sich der Wettbewerb ausgewirkt hat. Ich denke beispielsweise daran, dass die T-Com im vergangen Jahr monatlich rund 100.000 Anschlüsse verloren hat. Oder dass sich auch die abwärts gerichtete Preisentwicklung im Breitbandbereich dramatisch beschleunigt hat. Für uns bedeutet das: Unser ertragsreiches Kerngeschäft ‘Sprache im Festnetz’ ist stark rückläufig und letztlich bedroht.”
Der Auftritt des Telekom-Vorstands Kai-Uwe Ricke bei der Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch führte deutlich vor Augen: Der Wettbewerb im Breitbandmarkt ist in Gang gekommen, Wettbewerber jagen dem ehemaligen Monopolisten Kunden ab, fressen ihm den Umsatz weg. Jahrelang galt in Deutschland eine rosa Regel: Wer nicht per Modem durchs Internet schleichen will, braucht einen Telefonanschluss von der Telekom, einen DSL-Anschluss von der Telekom und einen Zugangstarif von der Telekom. Der Monopolist war übermächtig, die Auswahl klein, die Preise hoch. Breitband war Luxus.
1998 wurde der Telekommunikationsmarkt geöffnet. EU und Bundesregierung hatten erkannt: Ohne Regulierung geht es nicht. Wer Wettbewerb will, muss neuen Firmen Zugang zum Netz des ehemaligen Monopolisten verschaffen, sonst haben sie keine Chance.
Acht Jahre später hat lebendige Konkurrenz für fallende Preise, höhere Bandbreiten und mehr Breitbandanschlüsse gesorgt. Rund 60 Firmen setzen dem einstigen Monopolisten heute zu. Die Telekomwettbewerber sind auch ganz zufrieden mit der Marktentwicklung, sagt Gerd Eickers, Präsident des Branchenverbandes VATM:
“Wir haben im letzten Jahr ein Wachstum der Bereitbandanschlüsse gesehen von 6,4 Millionen auf 10,4 Millionen, damit ist jeder vierte Anschluss in Deutschland bereits heute ein Breitbandanschluss. Wir sehen zusätzlich, dass gerade in den letzten zwölf Monaten auch die Bandbreiten enorm gestiegen sind und wir heute Angebote haben bis zu 16 Megabit pro Sekunde, das ist ein Angebot, da können sie locker mehrere Fernsehprogramme gleichzeitig empfangen.”
Doch trotz dieser Zuwächse: In Deutschland kommen auf 100 Einwohner ganze elf Breitbandanschlüsse. Das ist europäisches Mittelfeld. In den Niederlanden, Dänemark und Finnland surfen mehr als doppelt so viele Menschen per Breitband durchs Netz.
Hinzu kommt: Deutschland ist digital gespalten. Guter Wettbewerb herrscht nur in großen Städten. Berliner, Hamburger und Kölner können wählen zwischen verschiedenen Anbietern, Bandbreiten und Diensten. Telekom-Konkurrenten haben in manchen Städten bereits die Hälfte des Marktes erobert. Auf dem Land kommen Daten jedoch nur kriechend an
– und immer von der Telekom. Oft bietet der Marktführer kein schnelles Internet an, weil der Aufwand nicht lohnt.
Deutschland braucht mehr Breitbandanschlüsse, sie sind das Rückgrat einer modernen Informationsgesellschaft, da sind sich alle einig: Angela Merkel will bis zum Sommer das Programm “Informationsgesellschaft Deutschland 2010” vorlegen. Mit sechs Milliarden Euro soll der Ausbau der digitalen Infrastruktur gefördert werden.
Denn schon heute brauchen simple Webseiten über Modemanschlüsse oft Minuten, bis sie übertragen und lesbar sind – von Video und Audio ganz zu schweigen. Zudem werden immer mehr staatliche Dienste über das Internet angeboten: Autozulassung, Wohnungsummeldung, Ausweis beantragen. Manche Leistungen lassen sich schon heute nur noch über Internet nutzen. Schnelles Internet bedeutet Teilhabe am Gemeinwesen.
Video-Telefonie, Heimarbeit, E-Learning, Online-Videotheken, Musikläden – mit breitbandigen Internetanschlüssen lassen sich auch neue Produkte verkaufen. Vor allem das Schlagwort vom Triple Play elektrisiert die Breitband-Branche: Telefon, Internet und Fernsehen aus einer Dose.
Das Daten- wird zum Telefon- und Fernseh-Netz. Über das TV-Kabel sind zunehmend auch Telefongespräche und Webseiten zu empfangen. Um sich für diesen Wettbewerb zu rüsten, hat sich Telekom das begehrteste Gut gesichert, das es auf dem deutschen Fernsehmarkt zu kaufen gibt: die Internet-Rechte für Livebilder von der Fußballbundesliga. Unternehmensberater Alexander Mogg:
“Und wir erwarten also dass die Vermarktung der Bundesliga über Internet einen deutlichen Boom bringen wird in Richtung Triple Play, das heißt also in Richtung: Der Konsument bezieht Telefon, Internet als auch Fernsehen über die DSL-Infrastruktur. Das wird die Initialzündung sein, warum der Konsument überhaupt neugierig sein wird, TV übers Internet, also TV über DSL auszuprobieren.”
Auch eine Studie des Branchenverbandes BITKOM unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung schneller Internetzugänge. BITKOM-Präsidiumsmitglied Harald Stöber:
“Die Marktforscher haben berechnet, dass durch Breitbandinternet im best case zusätzliches Wachstum bis zum Jahre 2010 in Höhe von 46 Milliarden erzielt werden kann. Bis zu 265.000 Arbeitsplätze könnten geschaffen werden, wenn wir diesen Motor in Gang halten.”
Ein ehrgeiziges Ziel. Um es zu erreichen, muss ein schneller Internetanschluss auch auf dem Land so selbstverständlich werden wie Autos und Kühlschränke. Europäische Union und Wissenschaftler sind sich über das Rezept einig. Arnold Picot ist Professor am Institut für Information, Organisation und Management der Universität München und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Regulierungsfragen bei der Bundesnetzagentur.
“Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen der Intensität des Wettbewerbs und der Durchdringung eines Marktes, in diesem Fall des Breitbandmarktes, ein signifikanter Zusammenhang besteht, auch wenn der Wettbewerb nicht der einzige Faktor, aber eben doch ein sehr wichtiger Faktor ist.”
Um zu verstehen, wie der Wettbewerb im Breitbandmarkt verstärkt werden kann, muss man verstehen, wie die Daten ins Wohnzimmer kommen. Ein bundesweites Breitbandangebot ist nicht denkbar ohne ein flächendeckendes Kabelnetz. Davon gibt es in Deutschland nur zwei: das Telefonnetz der Telekom und das Fernsehkabelnetz.
Das TV-Kabel ist theoretisch ein mächtiger Konkurrent für die Telekom. Es erreicht 70 Prozent der deutschen Haushalte, ist komplett unabhängig vom einstigen Monopolisten und bietet riesige Bandbreiten. Einziges Problem: Für den Datentransport muss das Fernsehkabel umgerüstet werden. Das kostet Milliarden. Die Kabelnetzbetreiber investieren, doch bis heute surfen, telefonieren und zappen nur 200.000 Deutsche per TV-Kabel.
Fällt das TV-Kabel für den Datentransport aus, bleibt nur noch das Telefonnetz. Das gehört der Telekom, und die ist nicht versessen darauf, ihren Wettbewerbern in den Markt zu helfen. Firmen, die dem Marktführer bundesweit Konkurrenz machen wollen, müssten also eigentlich 35 Millionen Haushalte verkabeln. Das ist nicht realistisch.
Deswegen wird das Telefonnetz von der Bundesnetzagentur reguliert: Die Telekom muss zum Beispiel das letzte, im Schnitt anderthalb Kilometer lange, Telefonkabel zwischen Hauptverteiler und dem Wohnzimmer des Kunden an Konkurrenten vermieten, für 10,65 Euro im Monat. Für neue Wettbewerber bedeutet das: Sie müssen nicht mehr 35 Millionen Wohnungen an ihr eigenes Netz anschließen, sondern bundesweit nur noch 8000 Hauptverteiler.
Die Zwangsvermietung dieser so genannten letzten Meile vor dem Endkunden hat den Wettbewerb in Gang gebracht – allerdings nur in großen Städten. In dicht besiedelten Metropolen liegen die Hauptverteiler der Telekom nah beieinander, lassen sich also mit relativ wenig Aufwand ins eigene Netz einbinden. Zudem hängen an einem Hauptverteiler viele Kunden. Stadtnetzbetreiber wie Hansenet oder Netcologne vergruben in Hamburg, Köln oder Berlin eigene Leitungen, erschlossen einige Hauptverteiler der Telekom, mieteten von dort die letzte Meile zum Kunden und liefern Telefon und Breitband-Internet zu besseren Konditionen. So verliert die Telekom monatlich 100.000 Kunden.
Diese schmerzhafte Attacke gegen den einstigen Monopolisten hat viel Geld gekostet, sagt Gerd Eickers, Präsident des Branchenverbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, VATM:
“Wir haben als alternative Wettbewerber seit dem Jahr 2000 über zehn Milliarden in Festnetzinfrastruktur für das Breitband investiert. Das ist der gleiche Betrag, den die Telekom in diesem Zeitraum investiert hat.”
Auf dem Land und in kleineren Städten lohnen solche Investitionen nicht: Zu weit sind die Hauptverteiler der Telekom von einander entfernt, zu wenig Kunden sind mit einem Hauptverteiler zu erreichen. Provinz-Surfer profitieren daher allenfalls von einer sehr schwachen Form des Wettbewerbs auf dem Breitbandmarkt: dem so genannten Resale.
Zwar können auch Bewohner des holsteinischen Dörfchens Kattendorf zwischen DSL-Anschlüssen von T-Com, 1und1 und GMX wählen. Doch diese so genannten Wiederverkäufer vertreiben alle das gleiche Produkt: einen DSL-Anschluss der Telekom, etwas billiger zwar, weil diese Wiederverkäufer bei der Telekom Großhandelsrabatt bekommen. Aber wenn ein Kattendorfer die GMX-Hotline belästigt, weil der DSL-Anschluss verstopft ist, verweist die nur auf die Telekom. Die Wiederverkäufer sind extrem abhängig vom rosa Riesen: Kann oder will der Marktführer kein DSL liefern, ist der 1und1-Anschluss tot.
Die Hoffnungen vieler Landbewohner ruhen daher auf WIMAX, einer Art FUNK-DSL: Mit WIMAX können Daten kabellos große Entfernungen überbrücken, die Technik ist günstig zu installieren und verspricht schnelle Anbindungen. So wäre wenigstens regional Wettbewerb möglich.
Doch das kann dauern. Auf Jahre hinaus wird es in vielen ländlichen Gegenden nur das Telekomnetz geben. Um in diesem Netz für mehr Wettbewerb zu sorgen und Breitbandanschlüsse zu mehren, will die Regulierungsbehörde den Telekom-Wettbewerbern Bitstream Access gewähren. Im Prinzip heißt das: Wer auch auf dem Land schnelles Internet anbieten will, darf das Telefonkabel der Telekom nutzen – muss dafür aber nicht mehr einige tausend Hauptverteiler an sein Netz anschließen.
Wettbewerber müssen ihre Glasfaserkabel lediglich zu einigen hundert sehr zentral postierten Übergabepunkten legen. Karl-Heinz Neumann, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste:
“Mit Bitstream Access greift man auf einer höheren Ebene des Netzes auf die Ressourcen der Telekom zu und kann bei einem typischen Netzausbau relativ schnell ein alternatives, eigenes, flächendeckendes Angebot machen. Und das ist genau, was uns fehlt. “
Die Telekom lehnt Bitstream Access ab. T-Com-Sprecher Frank Domagala:
“Den Vorschlag finden wir absolut inakzeptabel, weil es bereits heute auf dem Vorleistungsmarkt zahlreiche Modelle gibt und jeder, der tätig werden will, kann dies auch tun.”
Dazu müssen Wettbewerber jedoch auch auf dem Land erst einmal die Hauptverteiler mit eigenen Kabeln erschließen. Das sei finanziell nicht zu machen, sagt VATM-Präsident Eickers. Der Vorschlag der Bundesnetzagentur zeige den Weg zu mehr Wettbewerb auf dem Land:
“Es wird ein Angebot der Telekom geben, das es den Wettbewerbern ermöglicht, in den ländlichen Gebieten eben gerade auch, Kunden selber unter Vertrag zu nehmen und diesen Kunden ein eigenes Internetangebot zu machen, einen eigenen Internetzugang zu machen, er zwar physikalisch auf der Kupferader der Telekom und ihrer Infrastruktur beruht, der aber sehr weitgehend vom Wettbewerber gestaltet werden kann.”
Es könnte also bald mehr Wettbewerb und damit mehr Breitbandanschlüsse geben: In Großstädten investieren Telekomkonkurrenten in eigene Netze, das Fernsehkabel wird langsam internetfähig und auch Landbewohner müssen sich ihre Daten bald nicht mehr nur vom rosa Riesen liefern lassen.
Doch kaum kommt Bewegung in den DSL-Markt, sehen die Konkurrenten der Telekom ein neues Monopol entstehen. Die Telekom will drei Milliarden Euro in ein VDSL-Netz investieren. In diesen Tagen installiert der Marktführer in Großstädten die ersten dieser Internetzugänge, die 50 Mal so schnell sind wie die heute gängigen DSL-Anschlüsse. Diese nächste Generation der Breitband-Anschlüsse möchte die Deutsche Telekom von der Regulierung ausnehmen. Das heißt, die Bundesnetzagentur soll dem Marktführer nicht vorschreiben dürfen, wem die Telekom zu welchen Preisen und Bedingungen Zugang zu diesem Hochgeschwindigkeitsnetz gewähren muss. Voraussetzung für diese Regulierungsferien ist jedoch, dass mit dem VDSL-Netz ein neuer Markt entsteht. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke:
“Mit diesem Projekt setzen wir als Innovationsführer neue Impulse für die Entwicklung de Breitbandmarktes und den Telekommunikationsstandort Deutschland. Denn dieses neue Glasfasernetz wird die Grundlage für viele neue Anwendungen sein. Allen voran Triple Play.”
Telefon, Internet und Fernsehen – das gibt es jedoch schon heute – ohne VDSL. Ob VDSL einen neuen Markt entstehen lässt, ist deshalb sehr umstritten. Die Bundesregierung will daher das Telekommunikationsgesetz ändern, damit die Telekom ihre Investitionen in das superschnelle VDSL-Netz einige Zeit von Konkurrenten ungestört wieder einfahren kann.
In Brüssel wird das ganz anders gesehen: Sollen diese super schnellen Internetanschlüsse kein elitäres Nischenprodukt bleiben, muss auch im VDSL-Markt Wettbewerb herrschen. Um zu verhindern, dass die Telekom auf den Resten des alten Monopols ein neues errichtet, müsse die Telekom gezwungen werden, das VDSL-Netz der Konkurrenz zu öffnen. EU-Kommissarin Viviane Reding hat Deutschland wiederholt mit Klagen gedroht, sollte die Bundesregierung eine “Lex Telekom” verabschieden. Telekom-Sprecher Frank Domagala widerspricht:
“Ich kann hier kein Monopol sehen. Die Voraussetzung ist immer die Inaktivität aller anderen Marktteilnehmer. Der Markt ist offen, die Technologie ist verfügbar, man kann investieren, man kann Netze aufbauen und nichts wäre schöner, wie wenn es ein Konkurrenzangebot zu dem der Deutschen Telekom gäbe.”
Doch ein solches Konkurrenzangebot könne es bundesweit nur über das TV-Kabelnetz geben, so Arnold Pico, Berater der Bundesnetzagentur. Da das TV-Kabel jedoch erst in einigen Jahren internetfähig gemacht sei, müsse die Telekom ihr VDSL-Netz für Konkurrenten öffnen, schrieb der Professor in einem Bericht für die Bundesnetzagentur. Deren Che, Matthias Kurth scheint diese Argumente nachvollziehen zu können:
“Ich glaube nicht, dass dieses Netz für Wettbewerber verschlossen bleibt. Es geht um die Frage, zu welchen Renditen, zu welchen Preisen. Es geht um die Frage, findet das nicht diskriminierend statt. Also auch ein neuer Markt heißt nicht, es gibt einen Markt, in dem Wildwest-Regeln gelten, sondern es wird immer einen Markt geben, in dem auch wettbewerbliche Grundsätze beachtet werden müssen.”
Die Frage lautet also: Wie könnten Wettbewerber Zugang zum VDSL-Netz bekommen? Bisher besteht das letzte Stück Kabel zwischen Kunde und Hauptverteiler komplett aus Kupfer. Durch dieses Metall werden die Daten stark abgebremst. VDSL-Geschwindigkeit erreicht die Telekom, indem sie einen Großteil dieses Kupferkabels zwischen Hauptverteiler und Kunde durch leistungsfähiges Glasfaserkabel ersetzt, die Datenautobahn also näher an die Wohnungen heranführt. Statt wie bisher im Hauptverteiler endet das Glasfaserkabel also bald in den grauen Kästen auf dem Bürgersteig. Nur die letzten Meter bis ins Wohnzimmer bestehen dann noch aus Kupfer. Die Daten rasen fast ungebremst ins Wohnzimmer.
Telekom-Konkurrenten, die ebenfalls VDSL anbieten wollen, haben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder sie mieten wie bisher auch die Strecke zwischen Hauptverteiler und Kunde bei der Telekom. Experten halten dies durchaus für eine Möglichkeit, Wettbewerb auch im VDSL-Markt zu gewährleisten. Unternehmensberater Alexander Mogg wendet jedoch ein:
“Ich glaube, wer sich darauf zurückzieht, dass er auf der Infrastruktur des dominierenden Wettbewerbers aufsatteln will, der wird nur kurzfristig Erfolg haben. Alle Märkte, in denen erfolgreiche Breitbandspieler neu entstanden sind, zeigen ganz klar: Eigene Infrastruktur ist das Mittel langfristig zum Erfolg.”
Dann bleibt nur Variante zwei: Auch die Wettbewerber müssen mit ihren Netzen näher zum Kunden. Das bedeutet jedoch: Wettbewerber wie die Hansenet müssen nicht mehr 8000 Hauptverteiler ans eigene Netz anschließen, sondern alle grauen Kästen auf dem Bürgersteig. Davon gibt es jedoch nicht 8000, sondern 300.000. Telekom-Wettbewerber müssten Tausende Kilometer Kabel zwischen Hauptverteilern und den grauen Kästen vergraben – für 200 bis 300 Euro pro Meter.
Nicht zu bezahlen, sagen die Konkurrenten – und schlagen einen anderen Weg vor: Nur zwei bis drei Euro pro Meter kostet es nämlich, die Glasfaserkabel vom Hauptverteiler durch leere Kabelrohre zu den grauen Kästen auf dem Bürgersteig zu schieben. Diese Kabelschächte existieren – gehören aber der Telekom.
Der Hamburger Netzbetreiber Hansenet hat bei der Bundesnetzagentur beantragt, diese Leerrohre nutzen zu können. Die Behörde prüft. Doch auch VATM-Präsident Eickers sagt: Wenn sich VDSL ausbreiten soll, dann müssen Telekomkonkurrenten Zugang zum Telekomnetz bekommen, und das geht nur durch Zugang zu den Leerrohren:
“Wirtschaftlich ist ein alternatives Angebot der Wettbewerber nur dann möglich, wenn sie Zugang zu den Kabelschächten bekommen und auch Zugang zu den Verzweigern an den Straßenecken, weil dort die Technik rein muss. Ohne diesen Zugang wird es keinen Wettbewerb auf dem VDSL-Gebiet geben und ohne Wettbewerb wird es keine Penetration geben, das haben wir schon mal erlebt.”