Die dctp-Interviews zu “Cyberwar”

Ich war mit dctp.tv (Geschäftsführer Jakob Krebs, rechts) vom 6.-10. Juni 2011 in Tallinn auf der Konferenz des CCDCOE, einem Forschungszentrum der NATO, dass sich mit Konflikten im Netz beschäftigt und nach den Angriffen auf estnische Server 2007 eingerichtet wurde. Wir haben drei Tag lang versucht, die guten Leute auf unsere Couch im 2. Stock des Estonian Drama Theatre zu zerren. Einige Interviews findet Ihr weiter unten in diesem Blog, die komplette Sammlung wie immer bei dctp.tv als Themenschleife “Cyberwar”.

Ich finde den Begriff Cyberwar aus mehreren Gründen merkwürdig. Zum einen wird er für alles möglich gebraucht und verharmlost damit einen Krieg, den wir nicht haben. Das wird in den Interviews, denke ich deutlich. Ich habe das hier und hier auch noch mal aufgeschrieben. Zum anderen ist dieses Wort “Cyber” (WP) ganz schön aufgeladen. Offenbar bezeichnete es nach dem Krieg komplexe Systeme in der Tierwelt, dann wurde es mehr und mehr auf Phänomene digitaler Vernetzung angewendet. Heute wird das Präfix “Cyber” zumeist in bedrohlichen Zusammenhängen verwendet. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das gut ist, weil dann nicht das “Internet” oder alles “Digitale” an allem schuld ist. Vielleicht ist es auch schlecht, weil “Cyber” dann eben stets negativ besetzt ist. Aus Mangel an besseren Alternativen benutze ich das Wort und seine Schwestern in den Interviews recht unkritisch. Ich bitte, mir das nachzusehen. Feedback ist natürlich immer gern gesehen.

Podcast

Ja, ich will, dass diese aktuellen und alle bisherigen Interviews als Podcast erscheinen – Video wie Audio. Ich kann aber noch kein Datum nennen. Sobald es soweit ist, werde ich hier Bescheid geben.

In diesem Podcast-Feed befinden sich recht alte Interviews. Ich denke, dass die aktuellen, wenn sie auftauchen, dann auch dort auftauchen.

Wird die Cyber-Gefahr überbewertet, Mr. President?

Die DDoS-Attacken auf estnische Webseiten 2007 waren “primitiv”, sagt der estnische Staatspresident Toomas Hendrik Ilves. Wir bereden, ob die Bedrohung eines Cyberkriegs überbewertet wird, warum bisher keine Beweise für seine Bedrohung vorliegen und welche Konsequenzen Nationalstaaten aus den bisherigen Cyber-Attacken ziehen sollten.

Charlie Miller: “Bomben gegen Bits? Wirklich?”

Charlie Miller war fünf Jahre bei der National Security Agency (NSA), dem undurchsichtigen Abhör-Nachrichtendienst der USA. In Sicherheitskreisen wurde er berühmt, weil Miller regelmäßig Pwn2Own gewann, einen Wettbewerb, bei dem es darum geht, Sicherheitslücken zu nutzen, um Computer zu knacken. Der heutige Sicherheitsberater über Abwehrstrategien gegen Cyber-Angriffe und den “absurden Plan” der USA, Computerattacken mit Bomben zu vergelten.

Die vier Stufen internationaler Konflikte

Tom Wingfield ist Professor für Internationales Recht am George C. Marshall European Center for Security Studies und schreibt ein juristisches Regelwerk für Cyber-Konflikte. Im Interview legt Wingfield dar, wann ein Konflikt im Netz zum Krieg wird und warum es so schwer ist, angemessen zu reagieren, wenn der Angreifer nicht sicher bestimmt werden kann.

Stuxnet – erster Kriegsakt im Cyberspace?

Ralph Langner berät die deutsche Industrie, wie sie ihre Produktion absichern kann. Als bekannt wurde, dass ein Computer-Wurm die iranischen Atomanlagen in Buscher sabotiert haben könnte, begann er seine Analyse. Im Gespräch erklärt Langner, wie Stuxnet funktioniert und wer Absender sein könnte der “bisher gefährlichsten Cyberwaffe”.

Cyber – Ein Bier mit den Bösen

Jart Armin ist nicht sein richtiger Name. Denn mit seinem Projekt HostExploit verfolgt der trinkfeste Privatermittler seit Jahren Kriminelle im Netz. Bekannt wurde Armin durch seinen Kampf gegen das “Russian Business Network”, einen Provider für Kriminelle, Viren und Kinderpornos. Im Gespräch erzählt Armin, wie er dieser industriell arbeitenden Bande auf die Schliche kam – und warum er sich mit ihren Bossen auf ein Bier traf.

Cyberwar – Besuch vom Virenjäger

Mikko Hypponen vom finnischen Anti-Viren-Spezialisten F-Secure hat einige der gefährlichsten Computerviren und deren Autoren gejagt. Hypponen erzählt, wie solche Ermittlungen ablaufen, wer hinter den Viren steckt und was die Autoren des ersten Windows-Virus sagten, als Hypponen im pakistanischen Lahore an ihre Tür klopfte.

Cyberwar – Pakt aus Staat und Wirtschaft

Im Kampf gegen Angriffe über das Internet suchen Militär und Staat mehr Kontrolle über private Netze. Dieser Alptraum digitaler Bürgerrechtler ist mitunter Teil so genannter Private-Public-Partnerships, die Regierungen mit der Wirtschaft eingehen, um Cyber-Attacken abzuwehren. Der österreichissche RegierungsberaterAlexander Klimburg erklärt, was genau bei solchen öffentlich-privaten Kooperationen ausgetauscht wird.